Die teuersten Plätze im Feinschmeckerlokal Bacchus des Landhotels Reads befinden sich in einer Art Kabuff, knapp vier Quadratmeter groß, ohne Tür, mit zwei in Rot gehaltenen, gepolsterten Bänken ohne Lehnen und einem Tisch. Die Wände sind nach zwei Seiten hin mit Glasscheiben versehen, durch die man in die Küche des Restaurants schaut.

Das eisenbahnartige Abteil hat natürlich einen etwas schöneren Namen. Chef´s table nennt sich das exklusive Arrangement, bei dem man den Köchen bei der Arbeit zusehen und gleichzeitig ein zehngängiges Degustationsmenü verzehren kann. 195 Euro pro Person plus Mehrwertsteuer kostet das Vergnügen, das in Hinsicht auf den Preis und die Nähe zu Küchenchef Felix Eschrich nur noch durch die sogenannte „Master Chef Experience" für 225 Euro übertroffen wird. Hierbei darf man den ganzen Tag eine weiße Chefkoch­jacke tragen und den „Kollegen" fachmännisch über die Schulter schauen. Zwischen Mittags- und Abendservice wird die Kochjacke gegen einen Bademantel eingetauscht, denn im Spa-Bereich des Hotels wartet die Masseurin, um die Muskeln der Hobbyköche ein wenig zu lockern. Selbstverständlich gibt es zwischendurch auch etwas zu essen fürs Geld.

Es geht natürlich auch ohne Chef-Ambiente, ganz klassisch, an fein gedeckten Tischen, in der imposanten, mit Wandmalereien verzierten, kirchenschiffähnlichen Halle des Restaurants. Oder, etwas weniger formell, ein paar Meter weiter, im etwas preiswerteren Bistro. Das Restaurant des Reads arbeitet mit einer einfachen Philosophie: aus den besten Produkten - ohne Einkaufsbeschränkungen - das Beste herausholen. Die Ansprüche sind hoch, besonders bei dem 31-jährigen Küchenchef Felix Eschrich. Gerade erst im Dezember hat man den ­Michelin-Stern verloren, den Eschrich-­Vorgänger Marc Fosh im Jahr 2003 erkocht hatte. Eschrich, der seit knapp sechs Jahren im Reads arbeitet und sich gemäß seiner humorigen Bremer Schnauze „von ganz unten hochgeschlafen hat", ist ein Kochbesessener, der sich mit dem Sternverlust nicht abfinden möchte. „Wir werden alles tun, um den Stern wiederzuholen", sagt Eschrich. „Das ist mein Anspruch und das wird auch von den Eigentümern so gesehen." Besitzer des Hotels ist die englische Familie Read, die den verfallenen Landsitz Can Moragues im Jahr 1988 gekauft und zu einer Fünf-Sterne-Herberge ausgebaut hat.

Was Eschrich für die Operation „Stern zurück" tut, ist nicht nur am Tisch zu erkosten. Man kann allein an seiner Dauerpräsenz im Restaurant erkennen, dass es ihm ernst damit ist, sich als Spitzenkoch zu etablieren. Sieben Tage die Woche, eine Woche Urlaub 2009, das sind ­japanische Verhältnisse. Eschrich legt zudem Wert darauf, an die Tische zu gehen, sich zu zeigen und den Gästen zu signalisieren: Hier kocht der Chef selbst. Im Sommer, ein Mal in der Woche, steht er auf der Terrasse an der Paella-Pfanne. Der spanische Abend mit Paella und Tapas komme gut an beim Publikum, sagt Eschrich.

Überwiegend Engländer und Deutsche machen die Kundschaft aus, mehrheitlich handelt es sich um Hotelgäste. Sie können wählen zwischen „à la carte"-Speisen oder dem siebengängigen Degustationsmenü (95 Euro), das Gerichte beinhaltet wie „Foie Gras Suppe mit Kürbis & Orangenblüten Ragout", „Steinbutt in Kaffeesahne gegart mit Auberginen Kaviar & Kakao Bohnen Pulver" oder „Litchi Würfel mit Vanille Schaum & Mandarine". Wem das zu mannigfaltig erscheint: Ein dreigängiges Mittagsmenü im Bistro wird für 19,50 Euro angeboten.

Küche: mediterran, kreativ

Preisniveau: ****

Parkplatz: ja

Terrasse: ja

Öffnungszeiten: täglich von 8 - 23 Uhr

Kreditkarten: alle gängigen

Speisekarte: D, Sp, E

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Simone Wyse, Felix Eschrich

besonderer Service: tägliche, zweistündige Kochkurse mit Chefkoch Felix Eschrich, Kombination von Hotel- und Restaurant-Angeboten

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07320 Santa Maria

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