Wie hingegossen liegt es da, in der bergigen Landschaft Pollenças. Das noble Landhotel Son Brull, ein ­ehemaliger Jesuitenkonvent, vermittelt schon von weitem die Heile-Welt-Stimmung naiver Malerei. Doch hat das Innenleben dieses 2002 eröffneten Hotels nichts mehr mit kargem Mönchsleben gemein. Das Son Brull ist eine moderne ­Design-Herberge, die Altes mit minimalistischen Linien kombiniert.

Es gibt so viele Fenster und Türen in dem 23-Zimmer-Haus, wie das Jahr Tage hat, pflegte die Dorfbevölkerung früher zu sagen. Eine Legende, die dazu inspiriert hat, das hoteleigene Restaurant 3/65 zu taufen. Der Querstrich habe dabei keine mathematische Bedeutung, erzählt Joan Marc Garcías, der Küchenchef des Lokals. Mit Garcías, einem aus Inca stammenden Mallorquiner, hat man im Son Brull von Beginn an versucht, das Lokal zu einem Anziehungspunkt für Feinschmecker zu machen.

Der 34-jährige Koch hat in seinen Lehrjahren nach der Ausbildung an Palmas Hotelfachschule bei einigen namhaften Kollegen gearbeitet, unter anderem bei den Drei-Sterne-Köchen Santi Santamaría und Carme Ruscalleda. Die mittlerweile achtjährige Zusammenarbeit zwischen Garcías und den Son-Brull-Eignern, der Hoteliersfamilie Suau aus dem nahen Cala Sant Vicenç, ist auch ein Indiz für den Erfolg des Lokals.

Andere Anzeichen waren noch offensichtlicher. Vor zwei Jahren galt das Lokal als einer der heißesten Kandidaten für einen Michelin­stern. Die Presse überschlug sich vor Lob, andere Sterneköche prophezeiten die Vergabe, und in Spanien führende Restaurant-Bibeln wie „Lo mejor de la gastronomía" und „Repsol" nahmen das Restaurant in ihre Empfehlungslisten auf, sagt Joan Marc Garcías. Bei Michelin jedoch tat sich nichts.

Jetzt sei das Geschrei ver­klungen, zum Glück, wie der Küchenchef findet. Denn die Ruhe nach dem Sturm habe ihn auch dazu inspiriert, kulinarisch neue Wege zu beschreiten. Möglichst viele Produkte aus Mallorca, möglichst ökologisch und möglichst viel aus den eigenen Kräuter- und Gemüsegärten. Eine Küche mit mallorquinischer Identität, zubereitet mit den aktuellen Techniken der Spitzengastronomie, das ist seit gut einem Jahr das geschärfte Profil des Restaurants.

So verwendet Garcías mehrheitlich Fisch aus balearischen Gewässern, ob Cap Roig (Drachenkopf) oder Sóller-Krabben. Lamm und Spanferkel stammen aus ökologischer Haltung. Nur das Rindfleisch komme aus Argentinien, da böten sich auf der Insel keine akzeptablen Alternativen.

Die Karte im 3/65 liest sich unprätentiös. Man versucht nicht, die Arbeit Garcías mit Adjektiven kreativ aufzupeppen. Garnelen, Bohnen und junger Knoblauch oder weißer und grüner Spargel mit Speck sind zwei Beispiele für Vorspeisen. Drachenkopf in Zitrussalz, rote Kartoffel und Fenchel heißt eine Hauptspeise, Erdbeercreme mit Vanillesahne ist die schlichte Bezeichnung für eine Nachspeise.

Die Gerichte sind nicht einzeln, sondern nur in Kombinationen zu bestellen, die alle Brot, Olivenöl, Amuse-Bouche, Vordessert und Petits Fours beinhalten. Die Preise reichen von 46 Euro für Hauptspeise und Dessert bis 75 Euro für fünf Gänge (inkl. MwSt.). Daneben bietet das Lokal noch eine Snack-Karte, aus der auch einzelne Gerichte wie gebratener Tintenfisch (19 Euro) oder ein Club-Sandwich (14 Euro) geordert werden können.

Nicht nur Gemüse kommt im Hotel Son Brull aus eigenem Anbau, auch der Hauswein wird mit eigenen Trauben (Tempranillo) hergestellt. Gemacht wird der Wein (Flasche 24 Euro) allerdings von dem Tramuntana-Weingut Mortitx.

Restaurant-Checkliste:

Küche: ökologisch, mallorquinisch

Preisniveau: **** (mehr als 50 Euro)

Parkplatz: ja

Terrasse: ja

Öffnungszeiten: täglich von 13 - 15.30 Uhr (nur Snack-Karte) und von 20 - 22.30 Uhr, Ferien im Dezember und Januar

Kreditkarten: alle gängigen

Speisekarte: D, Sp, E, F, Kat

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Joan Marc Garcías

besonderer Service: Event-Gastronomie, geschlossene Menüs, Arrangements für Gruppen

Adresse: Ctra. Palma-Pollença, km 50, 07460 Pollença, Tel.: 971-53 53 53

Website: www.sonbrull.com

E-Mail: info@sonbrull.com