Porto Cristo ist eigentlich ein netter Hafenort, gleichermaßen beliebt bei Touristen und Einheimischen. Erstaunlich, dass es so wenige gehobene Lokalitäten gibt. Umso besser, dass jetzt die Gourmets dort nicht länger darben müssen. Ein guter alter Bekannter verwöhnter Gaumen hat sich selbstständig gemacht: Roland Schulte (43), früher jahrelang prägend für die gute Küche im Nobel-Landhotel La Reserva Rotana, dann unter anderem tätig an der Ostküste der Insel im Es Clos, im Albacora und im Cap Vermell.

Sein Lokal wurde am 25. Mai eröffnet. Es liegt ums Eck vom zentralen Hafenplatz von Porto Cristo, Richtung Brücke, an einer Ecke. Er hat es ­„Restaurant Roland" genannt. Das ließe auf Eitelkeit schließen, dem ist aber beileibe nicht so. Eher auf eine klare Linie – und die pflegt Roland Schulte auch in der Küche. Da werden ausschließlich gute, frische, größtenteils hiesige Produkte verwendet – so stammt der Fisch zumeist von Fischern aus Porto Cristo. Die meisten seiner Zulieferer kennt Schulte schon seit vielen Jahren. Die Frische-Garantie hat auch einen kuriosen praktischen Grund: Die Lagermöglichkeiten sind so gering, dass Schulte nichts anderes übrig bleibt, als täglich frisch einzukaufen. „Die Lebensmittel in den Kühlschränken zu positionieren, ist fast wie Tetris spielen – alles muss genau passen." Früher, speziell im Cap Vermell, war er große Kühlhäuser gewohnt.

Seine Gerichte kommen schnörkellos, aber mit viel Geschmack und Kreativität auf den Teller – und überraschen. So wie die Knoblauch-Melonen-Kaltschale mit gebratenen Gambas, eine erfrischende Alternative zur sommerlichen Gazpacho. Das haben nicht nur Touristen und Residenten erkannt („viele ehemalige Gäste sind mir sozusagen gefolgt"), sondern auch viele Einheimische, die schon in den ersten Tagen das Lokal stürmten. Kein Wunder, ist „ihr" Roland doch mit 17 Jahren Inselaufenthalt längst fast ein Einheimischer und mit spanischer Ehefrau samt Kind in Porto Cristo seit Jahren ansässig. Man vertraut dem Deutschen und seiner Kochkunst, die er mit Steinbutt auf Wokgemüse, gefülltem Kalmar auf Meeresfrüchterisotto oder Crema-Catalana-Schaum auf Himbeergranité eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Weitere Pluspunkte: die fairen Preise, 5 bis 12 Euro für Vorspeisen und 15 bis 22 Euro für Hauptspeisen.

Kongenial ist auch sein kleines, aber feines Team, denn mit Souschef Florian Schwarz und Chefkellner David arbeitete er schon in anderen Restaurants zusammen – ein eingespieltes Trio und eine große Hilfe, denn „zu Anfang hat man mit einem eigenen Geschäft so viele Dinge zu beachten, da hilft es enorm, wenn man sich blind auf seine Leute verlassen kann".

Das Ambiente ist angenehm modern und lässig elegant, die musikalische Beschallung dezent soulig-swingig. Zwar fehlt der Meerblick – man kann lediglich zwischen zwei Häusern einen Teil des Yachthafens von Porto Cristo sehen –, aber die berühmte „erste Linie" ist bekanntlich keine Gewähr für erstklassige Küche.