Von Brigitte Kramer

Ein monatelanges Schauspiel ist am vergangenen Dienstag (5.2.) zu Ende gegangen. Aina Calvo, Vorsitzende des Aufsichtsrates des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Palma Es Baluard und sozialdemokratische Bürgermeisterin von Palma, hat der Öffentlichkeit die neue Leiterin des Museums vorgestellt. Seit September sei man im Aufsichtsrat auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für die Französin Marie-Claire Uberquoi gewesen (s. Seite 36). ýWir wollen ein anderes Museum, heute beginnt eine neue Etappe", sagte Calvo. Der Entscheidungsfindungsprozess war von öffentlichen Spekulationen begleitet worden.

Die 43-jährige Cristina Ros, gebürtig in Palma, soll nun für Veränderungen sorgen. Ab sofort wird sie, in Absprache mit dem Aufsichtsrat, die Geschicke des Museums lenken, fast exakt vier Jahre nach dessen Einweihung. Ros hat bis dato als freie Ausstellungskuratorin auf der Insel sowie als Kunstkritikerin und Kolumnistin bei der regionalen Tageszeitung ýÚltima Hora" gearbeitet. Die Zeitung wird vom lokalen Medienunternehmer Pedro Serra verlegt, dessen umfangreiche Kunstsammlung Herzstück des Museums ist. Serra ist zudem im Aufsichtsrat von Es Baluard vertreten.

Die Entscheidung für Ros sei einstimmig getroffen worden, so Calvo, ýdenn ihr berufliches Profil ist dem des Wunschkandidaten am nächsten gekommen". Es gab keine öffentliche Ausschreibung des Postens, was in Kulturkreisen und in den Medien stark kritisiert wurde. Die sogenannte ýWahl nach Profil" sei eine legale Form bei der Besetzung öffentlich finanzierter Posten, sagte Calvo. Neben Ros seien ýdrei oder vier" weitere Kandidaten geprüft worden, so Calvo, ýeiner davon von auswärts". Man habe eine Person gesucht, die ýin das kulturelle Leben der Inseln integriert ist und die künstlerische Realität gut kennt", so Calvo. Kritik an Uberquois´ Arbeit, die nach eigenen Worten ýniemanden kannte", als sie vor knapp vier Jahren aus Barcelona kam, um ihren Posten anzutreten, wurde nicht geübt.

Die Kulturjournalistin und studierte Geisteswissenschaftlerin Cristina Ros kündigte bei ihrer Präsentation einen ýlebhaften und transparenten Dialog mit der Bevölkerung der Insel sowie ihren Kunstschaffenden an". Eines ihrer Ziele sei es, ýein Museum für die Kunst der Inseln" zu etablieren. ýWo sonst außer im Es Baluard können Bewohner und Besucher die künstlerische Realität der Inseln kennenlernen?", sagte Ros.

Zahlreiche Galeristen und Museumsleiter der Insel reagierten mit Erstaunen und Entrüstung auf die Entscheidung der gemischten Museumskommission, in der die Stadt Palma, der Inselrat von Mallorca, die Landesregierung und die Kunststiftung Pedro Serra vertreten sind. Andere Museen, wie das Macba in Barcelona, schrieben ihre Stellen öffentlich aus und erfüllten damit das spanische Museumsgesetz aus dem Jahr 2003, kritisierten Joana Maria Palou, Leiterin des Museu de Mallorca, und Galerist Ferran Cano in einer Umfrage des ýDiario de Mallorca". Auch Cristina Ros selbst wurde in der Kunstwelt kritisiert. Sie sei im Kulturmanagement total ýunerfahren" und habe ýunzureichende Qualifikationen", sagten die Galeristen Joan Guaita und Juan Antoni Horrach Moyà. Das Bruttojahresgehalt der neuen Direktorin beträgt 75.000 Euro. Das Museum hat für das Jahr 2008 insgesamt ein Budget von 3,9 Millionen Euro, 850.000 Euro sind davon für Ankäufe von Kunstwerken bestimmt.