Von Brigitte Kramer

Barbara Thalheim, geboren in Leipzig, aufgewachsen in Ostberlin, singt über Befindlichkeiten und Politik, auf Deutsch und, seit Mitte der 90er Jahre, auch auf Französisch. Frankreich, das Land ihrer Sehnsüchte, erschien der in der ehemaligen DDR sehr erfolgreichen Sängerin und Komponistin als unerreichbar, damals, als sie noch „unter der Käseglocke" lebte. „Da komme ich sowieso nie hin", dachte Thalheim, „ins Land der Chansons."

Heute lebt und arbeitet sie die Hälfte des Jahres dort, gemeinsam mit dem Akkordeonisten Jean Pacalet. Der Musiker hat die Beherrschung seines maßgebauten Knopfakkordeons am Moskauer Konservatorium erlernt, mit ihm tritt Thalheim auch auf der Insel auf.

„Wir werden aus dem großen Topf unserer Lieder schöpfen", antwortet sie auf die Frage nach dem Programm, „ und uns von der Reaktion des Publikums leiten lassen." Wer ihr genau in Will Kaufmanns Kulturfinca zuhören wird, das weiß Thalheim nicht, Pacalet schon gar nicht. Der Franzose verbringt die Hälfte des Jahres in Deutschland - „das entspricht 50 Prozent des Lebens in der Résistance", so Thalheim - spricht aber kein Wort Deutsch. Dass auf Mallorca nicht nur Ballermänner und Neureiche leben, das weiß die Berliner Chansonnière von ihren Freunden. „Es gibt sie überall, die Intellektuellen, die nicht im Mainstream des Flachbrüstigen treiben."

Den Anschluss an die musikalische Wende hat die Künstlerin (17 Schallplatten und CDs und mehrfache Trägerin des deutschen Schallplattenpreises) nur mit „sehr, sehr viel Energie" geschafft. „Während Wecker und Co im Osten sofort vor vollen Häusern spielen konnten, mussten wir uns den Westen in kleinen Clubs erobern." Verbitterung oder Wehmut spürt man aber nicht bei ihr, eher spritzige Lebenslust.

Konzert am 5. April in der Kulturfinca Son Bauló in Lloret de Vistalegre. Beginn: 21 Uhr, Eintritt: 18 Euro. Telefon: 971-52 42 06, son-baulo@son-baulo.com.

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