Von Brigitte Kramer

Mindestens acht große Ausstellungen zu chinesischer Kunst sind dieses Jahr in Spanien zu sehen. Das Jahr der Ratte und die Olympischen Sommerspiele in Peking scheinen den asiatischen Künstlern Glück zu bringen. Eine Schau wird am 14. März in der Kulturstiftung CaixaForum in Palma eröffnet. ýLa modernidad desplazada - 30 años de arte abstracto chino" (Die versetzte Moderne - 30 Jahre abstrakte Kunst in China) lautet der Titel. Die Ausstellung verspricht einen Blick auf ein bislang im Westen kaum bekanntes Kapitel chinesischer Kunstgeschichte. Nicht Tusche, nicht Pop, sondern abstrakte Kunst, die im kommunistischen China der 70er und 80er Jahre als bürgerlich und klassenfeindlich verschrien war und nun erstmals im Westen zu sehen ist. Aus den 80 Bilder spricht so auch politischer Widerstand und soziale Erneuerung. Sie sind darüber hinaus auch kunsthistorisch interessant: Der Einfluss des Westens vermengt sich in ihnen mit meditativer Malerei, mit Symbolen des Zen-Buddhismus und anderen asiatischen Traditionen: Die Chinesen haben in der abstrakten Kunst die westliche Moderne in ihren Kulturkreis versetzt (bis 4. Mai, Plaça Weyler, 3).

Zwölf Künstler aus acht Ländern gestalten die groß angelegte Schau ýFlow" im Centro Cultural Andratx (CCA). Zur Feier der Wiedereröffnung der 1.500 Quadratmeter großen, privaten Kunsthalle der dänischen Galeristin Patricia Asbaek hat Kurator Pau Waelder eine Reihe von Künstlern ausgewählt, die formal oder inhaltlich zum Thema Fluss arbeiten: Der schnelle Fluss von Daten und Information in der digitalen Welt, die ständige, schnelle Veränderung von Werten und Normen, der Fluss zwischen den Disziplinen ? zu diesen Konzepten hat Waelder, junger Experte in digitaler und generell aufstrebender, experimenteller Kunst, Künstler wie die auf Mallorca bereits eingeführten Mauro Ceolin (Mailand), Enric Font (Barcelona) oder Paz Alcoverra (Barcelona/Palma) ausgewählt, neben anderen wie dem Deutschen Peter Ruehle, dem Amerikaner Bill Thompson oder der Griechin Mari Glyka. Sie zeigen bis 5. Mai Performance, Fotografie, Malerei und digitale Kreationen.

Um fast zwei Generationen älter ist der russische Maler Vladimir Galatsky, der in den Räumen der Galerie Minkner in Palma (C./ Catalunya, 5). Galatsky arbeitet mit den Traditionen der russischen ­Ikonen-Malerei, des russischen Surrealismus und einer eigenen Farbgebung, die seinen Werken etwas Entrücktes verleiht. Der 1929 in Moskau geborene jüdische Künstler zeigt seine Bilder bis 9. Mai unter dem Titel ýDas hohe Lied", in Anspielung an Salomons erotisches Gedicht, das sowohl im Alten Testament der Bibel als auch im jüdischen Tanach verewigt ist.

Bei Toni de Cúber in Sóller kann man bis 2. April kleinformatige, abstrakte Werke des 37-jährigen Malers Toni Barrero besichtigen. Die alte Textilfabrik Can Puig liegt an der Costa d´en Llorenç und ist dienstags bis freitags von 11 bis 13 und 17 bis 20 Uhr geöffnet, samstags von 11 bis 14 Uhr.

Bei Joanna Kunstmann in Palma warten Arbeiten unterschiedlicher Ausrichtung auf die Besucher. Bis zum 2. April zeigt die Galeristin in ihrer Frühjahrsausstellung Malerei von Adolfo Estrada, Christian Faul und Joseph Heer sowie Skulpturen von Robert Schad. Der Argentinier Estrada zeigt Geome-trisch-Abstraktes in Öl auf Holz und Papier, der Erlanger Maler Christian Faul zeigt detaillierte, figurative Malerei in Öl auf Plexiglas und Holz, der Wiener Joseph Heer bringt meditative, großformatige abstrakte Kunst in Mischtechnik nach Palma, und der Bildhauer Robert Schad, wie alle anderen ein langjähriger Künstler der Galeristin, stellt kleinformatige Skulpturen aus Vierkantstahl aus (C/. Sant Feliu, 18).