Gérard Goodrow (44) war u.a. für das Auktionshaus Christie‘s tätig und von 2003 bis 2008 Leiter der Kunstmesse Art Cologne. Der vor vier Jahren eingedeutschte US-Amerikaner mit französisch-tschechisch-englisch-irischen Wurzeln ist der neue Direktor der Galerie Kewenig mit Sitz in Köln und Palma. Am Donnerstag (7.5.) ist er Gastgeber einer Vernissage mit Werken von Hamilton Finlay.

Wie passt die Leitung einer Galerie in Ihr Curriculum?

Es war das Einzige, was mir in meiner beruflichen Entwicklung noch fehlte.

Sie waren federführend an der Art Cologne Palma beteiligt, die 2007 am Flughafen Son Sant Joan nur ein einziges Mal stattfand. Ihr Fazit?

Es war ein Erfolg und es lohnte sich definitiv, diese Messe auf Mallorca zu veranstalten. Aber es gab Unstimmigkeiten mit einer Gruppe von Galerien. Auch waren aus meiner Sicht zu viele Köche am Werk, was am Ende den Brei verdorben hat.

Wie wichtig darf sich Mallorca als Kunststandort nehmen?

Objektiv gesehen ist klar: Palma ist nicht New York, London oder Paris. Aber wenn man die Größe der Insel ins Verhältnis zu dem stellt, was sich in Kunst und Kultur abspielt, ist Mallorca Weltklasse. Die Insel ist besser als die Côte d‘Azur, besser als Miami. Sie hat viel zu bieten.

Wie erklären Sie sich das?

Zunächst ist die Stadt Palma aus kunsthistorischer Sicht immens interessant. Darüber hinaus blickt Mallorca auf eine sehr lange Tradition der Bildenden Kunst zurück, speziell was die klassische Moderne betrifft. Hier waren weltbekannte Künstler wie Miró und Gaudí tätig, und auch viele US-Amerikaner. Dazu kommt: Es ist eine Ferieninsel.

Wie hilft das der Kunst?

Das Feriengefühl ist positiv für den Kunstgenuss. In Urlaubsgebieten ist die Sammler- und Kauflust viel ausgeprägter, darum hat zum Beispiel die Art Basel Miami als Veranstaltungsort gewählt.

Fehlt Palma immer noch eine Kunstmesse?

Nicht jede Stadt braucht eine Messe, und schon gar nicht in der momentanen Konjunktur. Meiner Ansicht nach wird es in den nächsten zwei Jahren zu einem Ausmisten kommen, denn es sind zu viele. Auf der anderen Seite ist wahr, dass es im Mittelmeerraum nichts Überzeugendes gibt. Da besteht eine Lücke, und ein spanischer Standort könnte diese Rolle übernehmen.

Was fehlt Ihnen denn am Kunststandort Mallorca?

Es fehlt immer etwas, und es wäre immer mehr möglich. Auf Mallorca fällt mir auf, dass die Häuser nicht sehr kunstfreundlich ausgelegt sind: kleine Räume, im Winter keine Beheizung. Menschen, die mit Kunst wenig zu tun haben, kaufen Werke und hängen sie an Plätzen auf, die nicht dafür geeignet sind. Aber das leitet direkt zum Positiven über: die unglaubliche Akzeptanz, die Bildende Kunst auf Mallorca genießt. Es ist sehr viel kunstbegeistertes Publikum da. Die ‚Nit de l‘Art‘ zum Beispiel ist ein Riesenerfolg. Dass sich an einem Abend im Jahr die Straßen füllen, weil die Galerien zum Rundgang einladen, so etwas haben wir in Köln nicht.

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