Im verschlafenen Sant Joan in der Inselmitte arbeitet Sunny Strapp, ein bald 62-jähriger Amerikaner, Spezialist in Glasfusion und Urheber eines der seinerzeit – vor elf Jahren – größten Fusions­glasfenster der Welt. 8 mal 4 Meter groß schmückt es wenig beachtet die Pfarrkirche von Son Cladera.

Strapp hat sich vom Ewig-Fenstrigen der Glaskunst längst gelöst. Im September macht er in seiner Atelier-Galerie wieder die traditionelle Jahresausstellung unter dem Titel „September-Vollmond", bei der er seine rein künstlerischen Kreationen zeigt. Zum Thema hat er sich diesmal die Erderwärmung genommen.

Zur Wärme hat einer wie Strapp viel zu sagen. Sein von einer Spezialfirma in Holland eigens für ihn angefertigter Gasofen erlaubt ihm, Stücke von 105 mal 75 mal 75 Zentimetern Größe zu erhitzen. Die übliche Spitzentemperatur – 850 Grad – und die Dauer des Brennvorgangs – bis zu einer Woche – geben die Komplexität des Vorgangs nur unvollständig wieder. Denn Sorgen bereitet einem Glaskünstler, wie auch jedem Keramikkünstler, der Erhitzungs- und dann vor allem der Abkühlungsvorgang. Beim letzteren ist die Gefahr, dass ein Stück bricht, besonders groß. Strapp weiß von Kollegen zu berichten, die ein Stück eineinhalb Jahre im Ofen lassen. „Das hat mit der Glasstärke zu tun: je dicker, umso behutsamer und länger muss man mit den Temperaturen spielen." Daher bleibt Glaskunst oft auf dekorative Details beschränkt. Sunny Strapp kann es recht sein: „Ich habe wenig Konkurrenz."

„Luna llena de septiembre", im September in der Atelier-Galerie von Sunny Strapp

in Sant Joan, C/. Mestre Mas 3, Tel.: 971-52 63 09.

Nils Burwitz

Wenn Nils Burwitz am Freitag (3.7.) im Kapitelsaal der Kartause von Valldemossa seine Ausstellung „Zwischen Erinnerung und Vergessen" eröffnet, befindet er sich auf vertrautem Territorium. Nicht nur, weil der 69-jährige Deutschstämmige seit 1976 in dem Tramuntana-Dorf wohnt, sondern auch weil er in Kirchen auf der ganzen Insel präsent ist: Burwitz hat Buntglasfenster für Gotteshäuser in Palma, Algaida, Son Ferriol und Randa gestaltet, seine Werke zieren das Kloster Lluc und sogar die Kathedrale von Palma.

Entwürfe zu diesen Glasarbeiten sind Teil der Ausstellung dieses Künstlers, der vor einer Woche erst von Palmas Rotariern einen Anerkennungspreis für sein Lebenswerk erhielt. Auf die Materie Glas stieß er vor gut 18 Jahren, damals schuf er drei „Gedächtnisfenster" für die anglikanische Kirche von Son Armadans in Palma. Und obwohl der perfekt Katalanisch sprechende Burwitz in seine Wahlheimat Mallorca integriert ist, greift er für die Herstellung der Fenster auf deutsche Fachbetriebe zurück. Der Grund? „Weil das praktisch alle Künstler auf der ganzen Welt tun – es gibt nirgendwo besser ausgebildete Glaser."

Glaswerkstätten in Paderborn, Taunusstein-Wehen (bei Wiesbaden) und München haben die Burwitz-Entwürfe in harte Fakten verwandelt. Bleifassung, Glasfusion und „Slumping" sind die wichtigsten Techniken. Bei der letztgenannten werden die Glasscheiben mit Hilfe präparierter Keramikflächen und 650 Grad Hitze mit einem Relief versehen – Burwitz verwendete die Technik für das Buntglasfenster im Kapitelsaal der Kathedrale von Palma.

„Entre la memoria y el olvido", Nils Burwitz, 3.7. bis 9.7.

im Kapitelsaal der Kartause von Valldemossa,

Eintritt frei.

Amelia García

Amelia García ist Künstlerin und seit 30 Jahren Lehrerin an der Kunstgewerbeschule von Palma. Sie weiß, ein Lied von den Problemen zu singen, die Einsteiger mit der Keramik haben. Denn während des gesamten Herstellungsvorgangs verändert sich das Material: Wasser macht den Ton erst formbar, dabei kommt es schon vor dem Brennen zu Veränderungen des Werkstoffs. Wirklich ernst wird es im Ofen, wo sich die Molekularstruktur verändert, das Wasser entzogen wird und sich Schmelzstoffe ausbreiten. Vor allem mit der Farbgebung kommen Keramiker erst nach Jahren zurande. Nie sehe, was man aus dem Ofen herausnimmt, aus wie das, was man vorher reinschob. „Farbe ist eine essenzielle Eigenheit eines Kunstwerks, und der Brennvorgang verändert sie immer. Nachträgliche Korrekturen sind unmöglich, als Künstler verlierst du die Kontrolle. Das Feuer hat das letzte Wort."

Amelia García setzt den Komplikationen eines drauf, wenn sie eine alte asiatische Technik namens „Raku" anwendet, bei der die Stücke im offenem Feuer (und daher im Freien) gebrannt werden. Oder wenn sie mit Porzellan arbeitet, einem Werkstoff, der bei Temperaturen von 1.280 Grad gebrannt wird und keinen Fehler toleriert.

„Amelia García", ab 3.8. im Espai d´Art Miquela Nicolau, Felanitx,

Telefon 871-98 86 06.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Heiße Künste II: Zerbrechliches für die Ewigkeit

- Poesie im Minirock: Popduo Amaral kommt nach Palma

- Festival-Fieber in Artà und Puigpunyent 33