Das Prominentenaufkommen war gewaltig, am Montagabend (24.8.) in Sóller, und es verfügte gar über einen eigenen Rumpelzug, um zur Eröffnung des neuen Jugendstilmuseums Can Prunera anzureisen. Doch nicht alle dürften wirklich gerne gekommen sein. Etwa befand sich unter den Gästen auch Cristina Ros, die Direktorin des Kunstmuseums Es Baluard in Palma, aus dem Pere A. Serra, Medienunternehmer („Última Hora", „Mallorca Magazin") und Initiator vom Can Prunera wie auch vom Es Baluard, vor kurzem 93 Kunstwerke abgezogen hatte.

Einige der Gemälde entdeckte Ros im neuen Jugendstilmuseum wieder. In seiner Begrüßungsansprache konnte sich Serra einen Seitenhieb nicht verkneifen: Aus einem „dunklen Keller" habe er die Werke geholt, nun könne die Öffentlichkeit sie endlich sehen. Serra hatte seit Jahresbeginn kritisiert, dass die Bilder seiner Kunststiftung im Es Baluard stiefmütterlich behandelt worden seien.

Die zentrale Carrer de la Lluna, an der das Can Prunera liegt, ist tagsüber Sóllers belebteste Shoppingstraße und abends eine Szenemeile mit Dorfambiente. Am Abend der Eröffnung herrschte hier mehr Feststimmung als auf dem nahen Rummelplatz. Eintritt in den Jugendstilpalast wurde nur geladenen Gästen gewährt, die junge Museumsdirektorin Antonia Maria Miró kontrollierte persönlich mit der Liste in der Hand. Die Insel-VIPs versammelten sich im Garten, das Programm lief auf dem Prachtbalkon. Mallorcas Parademime Simon Andreu – zu bewundern u.a. in einer Nebenrolle im James Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag" (dort stirbt er auch) – fungierte als Zeremonienmeister, und unter den Mitwirkenden des Musikprogramms stach Rafael Nadal heraus, Großvater des gleichnamigen Tennisstars, auch wenn von ihm nur die Stirn und die markanten Nadal-Augenbrauen übers Balkongeländer ragten: Der 79-Jährige begleitete am Klavier und verpasste keinen Takt.

Ebenfalls anwesend waren einige jener, die an der Restaurierung des Hauses beteiligt waren. Unter ihnen die Möbelrestauratorin ­Kika Coll aus Binissalem, für die in Sóller eine Halle gemietet wurde, damit sie das Mobiliar gleich in der Nähe bearbeiten konnte. Tatsächlich ist im Can Prunera auf zwei Etagen die gesamte Originalausstattung vorhanden, denn der letzte Hausherr, ein kinderloser Nachfahre des Erbauers, hatte das Can Prunera bis vor fünf Jahren bewohnt. Das Museum ist in einem 1911 von Juan Magraner erbauten Prachthaus eingerichtet. Magraner war wie viele andere sollerics nach Frankreich ausgewandert, hatte dort als Obst-Großhändler ein Vermögen gemacht und war zurückgekehrt, um mit Stil den Ruhestand zu genießen.

Drei Sommer lang arbeitete Coll für dieses Projekt in Sóller. Um die Wiederherstellung der zahlreichen Glaselemente, darunter 14 originale Jugendstil-Lampen, kümmerten sich der US-Amerikaner Sunny Strapp und seine katalanische Gefährtin Rosa Llatjos, zwei bekannte Glaskünstler mit Atelier in Sant Joan.

Insgesamt verschlang die Wiederherstellung des Gebäudes zwei Millionen Euro. An dem Projekt haben verschiedene Institutionen mitgewirkt – 750.000 Euro steuerten Balearen-Regierung und EU bei –, doch im Zentrum steht der eingangs erwähnte Medienunternehmer Pere Serra. Er ist auch Präsident der betreibenden Fundació Tren de l´Art (Kunst-Zug-Stiftung), deren Name auf die Rolle der Sóller-Bahn bei der Rettung vom Can Prunera zurückgeht: Die Eignergesellschaft der Bahn erwarb 2006 das verwahrloste Gebäude und ist heute ebenso wie die Städte Sóller und Palma im Stiftungsrat vertreten.

Das Museum unterteilt sich in vier Bereiche: Im Keller finden temporäre Ausstellungen statt (derzeit Aina Pastor und die deutsche Malerin Camilla Huisgen). In den beiden Etagen darüber erhält man einen Eindruck von der Innenausstattung zur Glanzzeit des Gebäudes. In einem Nebenraum ist eine Ausstellung historischer Puppen zu sehen. Die Dachetage beherbergt die permanente Ausstellung, die im Wesentlichen von der Kunststiftung Serra genährt wird und 100 Jahre umfasst, also die Zeitspanne der Existenz vom Can Prunera. Dazu gehören Werke von Künstlern wie Picasso, Miró, Edvard Munch, Raoul Duffy, Wi-fredo Lam, Egon Schiele, René Magritte, Man Ray, Emil Nolde und anderen. Der Garten ist für Veranstaltungen vorgesehen.

In einem modernen Anbau sind verschiedene Service-Einrichtungen untergebracht. Ein Museumsshop ist geplant. Zumindest bis Sonntag (30.8.) ist der Eintritt kostenlos, diese Frist könnte jedoch nach Auskunft der Direktion verlängert werden, da über die Tarife noch nicht entschieden ist.

Museu Modernista Can Prunera, C/. Lluna, 90, Sóller, Di - So 10.30 - 18.30 Uhr. Derzeit ohne Telefonnummer und Website.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Auf der Flucht vor der Provinz: Arti Leimbacher in Ses Salines

- Schöne Töne im Inselosten: Musikfestival in Capdepera