Es ist nicht einfach, einen 16 Tonnen schweren Hund aus China nach Mallorca zu schaffen. Ben Jakober, Künstler, Sammler und gemeinsam mit seiner Frau Yannick Vu Stiftungsgründer, überwindet bei der Erweiterung des Kunsttempels „Bassa Blanca“ bei Alcúdia die merkwürdigsten Hürden. Seit ihn Tierfiguren alter Kulturen zu einer Serie riesiger, aber auch putziger Skulpturen inspiriert haben, weiß Jakober, dass ein Kapitän entscheiden kann, ob ein Trumm, das in keinen Normcontainer passt, mit aufs Schiff darf. In China war die Granit­figur auf Grundlage einer Gipsvorlage des Künstlers hergestellt worden. Etliche Monate vergingen, bis sich endlich ein Kapitän breitschlagen ließ, den Hund aufs Deck zu stellen. „Da war wohl seemännischer Aberglaube im Spiel“, mutmaßt Jakober.

Die wachsende Familie der Granitfiguren im Park, zu der nun endlich auch der besagte Hund als größte Figur des „zoologischen Gartens“ stieß, ist eines der Elemente, mit denen Ben Jakober und Yannick Vu vor allem das junge Publikum für Kunst begeistern wollen. Erweitert haben sie auch die Ausstellung im unterirdischen Sokrates-Raum, wo neben dem rund 120.000 Jahre alte Originalskelett eines Woll-Rhinozeros neuerdings auch Gemälde von Ferrán García Sevilla und José María Sicilia hängen. Vor dem glänzenden Hintergrund eines aus 10.000 Stücken bestehenden Glasvorhangs von Swarovski stellt Jakober einen direkten Bezug zwischen archaischer Stammes-und moderner Kunst her: In sechs Vitrinen zeigt er originale Votiv­skulpturen, Masken und Gefäße aus den alten Himalaya-Kulturen sowie aus dem prähispanischen Peru. Zu den historisch bemerkenswertesten Stücken gehört eine rund 2.500 Jahre alte Steinfigur aus der Nasca-Region.

Im Gegensatz dazu stehen die ebenfalls neu aufgestellten Skulpturen von Ullrich Rückriem, Allan McCollum und Donald Lipski. Jakober rührt in dem Raum, in dem schon vorher u.a. Werke von Miquel Barceló und Gerhard Merz die zeitgenössische Kunst repräsentierten, bewusst eine Mischung an, die Stil- und Epochengrenzen überschreitet und gerade damit die Sinne anregt, auch die eines wenig kunstbewanderten, jüngeren Publikums. „Das soll ein Ort des Nachdenkens und der Ruhe sein“, sagt Jakober. „Man soll sich bewusst werden, welch großartige Dinge die Kunst schaffen kann.“ Im Idealfall könne hier eine „Initialzündung“ für den Wunsch nach mehr Kunst, mehr Kultur erfolgen. „Das ist zumindest unser Ziel.“

Keinen Wunsch nach mehr hatte Jakober für die Ausstellung historischer Kinderporträts im ehemaligen unterirdischen Wasserspeicher der Finca, „eigentlich eine abgeschlossene Sammlung“. Doch mallorquinische Familien haben die Idee ins Herz geschlossen, weshalb in den vergangenen Monaten zwei interessante Kinderporträts hinzukamen. Eines, das der Stiftung als Schenkung zuging, stellt ein Kind der legendären Familie Despuig dar, ein anderes, das der Sammlung vererbt wurde, stammt von José Romero, einem bedeutenden romantischen Maler aus dem Sevilla des 19. Jahrhunderts. Ben Jakober erinnert daran, dass die Sammlung als solche mit einem Kinderporträt aus Mallorca ihren Anfang nahm. Heute enthält sie Kunstwerke der weltweit bedeutendsten Schulen aus drei Jahrhunderten. Und erinnert sei an dieser Stelle ebenso daran, dass seit zwei Jahren auch das Hauptgebäude der Stiftung zugänglich ist, in dem sich neben einer sehr persönlichen Sammlung des Paars Jakober-Vu auch eine Bibliothek mit rund 8.000 Kunstbüchern befindet.

www.fundacionjakober.org