Mit über 44.000 Besuchern war die Ausstellung „Anselm Kiefer – Werke der Sammlung Grothe" einer der größten Publikums­erfolge des Museums Es Baluard seit dessen Eröffnung im Jahr 2003. Nun hat der deutsche Unternehmer und Kunstsammler Hans Grothe dem Museum vier Werke Kiefers für zunächst vier Jahre als kostenlose Leihgabe zur Verfügung gestellt. Im Raum steht weiterhin seine Idee, für einen Teil seiner Sammlung auf Mallorca ein Museum zu errichten. Die öffentliche Hand soll dazu den Grund und Boden stellen, Grothe baut das Museum sowie ein angeschlossenes Hotel.

Wie weit sind die Verhandlungen um ein mögliches Museum gediehen?

Sehr weit, aber als Spanien-Deutscher habe ich gelernt, dass Verhandlungen hier mit viel Halleluja beginnen und man sich rasend schnell über sehr viel einig wird, ein kleiner Rest jedoch über lange Zeit diskutiert werden muss. Die Chancen zur Verwirklichung des Projekts schätze ich momentan auf 50:50 ein.

Ist in diesem Zusammenhang die Überlassung der Kunstwerke ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Das ist unabhängig zu sehen. Meine Dauerleihgabe ist an Bedingungen geknüpft, die es mir ermöglichen, die Werke abzuziehen, sollte ein Museum zustandekommen. Aber realistisch betrachtet würden bis zu einer Eröffnung ohnehin jene vier Jahre vergehen, für die diese Werke in Es Baluard deponiert sind.

Was spricht derzeit für bzw. gegen ein Zustandekommen des Projekts?

Zunächst wollte ich sehen, auf welches Interesse das Thema Anselm Kiefer stößt. Mit der Ausstellung in Es Baluard habe ich festgestellt, dass es sehr groß ist: Diese Besucherzahlen wären auch für eine deutsche Großstadt beachtlich. Erschwerend ist, dass man aufgrund politisch begründeter Personalwechsel immer wieder mit anderen Gesprächspartnern zu tun hat.

Mit wem verhandeln Sie?

Man hat mir geraten, das nicht rauszuposaunen, aber es ist eine „überörtliche" Stelle.

Ist die Verknüpfung des ­Museums mit einem Hotel nicht eine unnötige Komplikation?

Die Erträge des Hotels sollen ja dazu dienen, dass auch nach meinem Tod die Finanzierung des Museumsbetriebs sichergestellt ist. Deswegen rücke ich davon nicht ab.

Ist Es Baluard als Museum, das mit öffentlichem Geld für eine im Kern private Sammlung errichtet wurde, ein positives oder ein abschreckendes Beispiel?

Ein positives Vorbild insofern, als damit bewiesen wurde, dass so etwas hier möglich ist. Aber es gibt zwei Voraussetzungen, die bei dieser Art von Projekten zu erfüllen sind: Erstens muss es sich um eine durchgehend gute Sammlung handeln, da ja Volksvermögen eingesetzt wird, um ihr mit einem Museum ein Heim zu schaffen. Es reicht nicht, nur ein paar gute Stücke zu haben. Und der andere wichtige Punkt: Wenn das Museum gebaut ist, darf man keine Befehle erteilen wollen. Viele Sammler begehen den Fehler und fordern ein Mitspracherecht oder wollen den Museumsdirektor einsetzen.

Sie wären zurückhaltender?

Ich bin es jetzt schon. Das Museum Küppersmühle in Duisburg wurde für meine Sammlung gebaut. Ich mische mich nicht ein.

Passt Anselm Kiefer in ein Museum, das vor allem mediterrane Kunst beherbergen will?

Wenn ich durch Es Baluard schlendere, habe ich nicht den Eindruck, dass ich mich in einem mediterranen Kunstmuseum befinde. Um diesem Anspruch zu genügen, müsste es 30 Mirós haben. Und Picasso ist im Grund auch nicht mediterran.

Was würde Ihr Museum auf Mallorca zeigen?

Im Wesentlichen das Schaffen Anselm Kiefers. Obwohl auch einige Werke von Georg Baselitz zu ­sehen wären.

Wenn es zustandekommt – wie soll das Museum heißen?

Auf keinen Fall Hans-Grothe-­Museum.

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