Zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum gönnte sich die mallorquinische Sängerin Maria del Mar Bonet im Jahr 2007 ein Sinfonieorchester: Im Palau de la Música Catalana in Barcelona sang sie in Begleitung des Orquestra Simfònica del Vallès ihre mediterranen Lieder. Das Experiment gefiel und wurde erfolgreich und neuerlich vor großem Publikum wiederholt, etwa im Juni 2008 im Millennium Park in Chicago vor 12.000 Zuhörern, und ein Jahr darauf im Schloss Bellver in Palma mit dem Sinfonieorchester der Balearen.

Ebendort, in der mittelalterlichen Rundburg, hat die Paradestimme der Insel nun am vergangenen Freitag (19.3.) eine CD vorgestellt, die dieses Programm verewigt: Kompositionen aus den unterschiedlichsten Winkeln des Mittelmeerraums, der für Bonet „eigentlich ein einziges großes Land" ist. Kein „Best of"-Album, wie Bonet klarstellt, sondern eine Sammlung zum Teil uralter italie­nischer, griechischer, türkischer und anderer mediterraner Lieder, eine gesungene Liebeserklärung an die mediterrane Kultur.

Die Erinnerungen purzeln durcheinander, wenn Mallorcas bekannteste Sängerin beschreibt, wie sie ihre musikalische Identität entdeckte. Bei einem Festival in Frankreich begegnete sie vor einem Vierteljahrhundert einer tunesischen Volksmusikgruppe, man kam ins Gespräch, eine Einladung nach Nordafrika folgte, und als sie in Tunesien ihr gewohntes Programm mit Volksliedern aus dem katalanischen Sprachraum sang, gaben ihr die Tunesier zu verstehen: Das ist auch unsere Musik, wir identifizieren uns damit.

Damit begann eine „Entdeckungsreise durch den Mittelmeerraum". Die Mallorquinerin sang sich buchstäblich quer durch die Anrainerstaaten dieses „Meeres der Begegnung" und teilte die Bühne mit Gruppen und Interpreten praktisch aller mediterranen Kulturen.

In Spanien, vor allem in Katalonien ist sie seit langem ein Star. Für ihr erstes Album „Maria del Mar Bonet" im Jahr 1974 schuf Joan Miró das Cover. Sie hat mit Georges Moustaki gesungen und mit Joan Manuel Serrat, ihre Alben erhielten Auszeichnungen im In- und Ausland, vor allem aber in Katalonien, wo sie wegen ihres Engagements als Jeanne d´Arc der katalanischen Kultur gilt.

So schön die Idee erschien, Volkslieder sinfonisch zu arrangieren, so unsicher waren sich die Beteiligten zunächst, ob die traditionelle Schlichtheit nicht einem instrumentalen Overkill erliegen würde. Komponist und Arrangeur Toni Cuenca ging denn auch sehr einfühlsam vor und nahm das Orchester stellenweise komplett zurück, um an anderer Stelle mit klassischem Orchestersound aufzutrumpfen.

Während die heute knapp 63-Jährige zu Beginn ihrer Karriere das katalanische Lied auch als Geste des Widerstands gegen die Franco-Diktatur verstand – sie war Mitglied der 1961 gegründeten Katalanisten-Band „Els Setze Jutges" – sieht sie sich heute vor allem als Botschafterin eines mediterranen Esprits, einer „Gemeinschaft der Künstler, die alle eine ähnliche Sprache sprechen". Sie wolle keine Theorie oder Religion daraus machen. „Meine Liebe zum Mediterranen ist etwas sehr Persönliches."

Diskret geht sie damit freilich nicht um.

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