Ein rasender Publikumserfolg waren sie nicht, die drei aufeinander folgenden Kulturabende, die das Rathaus von Sóller am Wochenende vom 6. bis 8.8. veranstaltete. An der Werbung habe es gehapert, monierten die einen, während andere den Hochsommer als nicht kultur-kompatibel erkannten: „Die Leute sind lieber draußen.“ Im Patio des Bahnhofs, wo zwischen zwei permanenten Ausstellungen von Picasso-Keramiken und Miró-Grafiken einige Bildhauer ihre Werke zeigten (nur an diesen drei Tagen), wurde gar spekuliert, ein paar Ensaimadas hätten mehr Besucher angelockt.

Andererseits war es die erste Auflage und Sóller muss als Kunstmetropölchen von vielen erst entdeckt werden. Dafür bot sich bei „Apropa‘t a l‘art“, wie das Event ungelenk genannt wurde, reichlich Gelegenheit. Denn das Städtchen im Orangental ist nicht nur Heimat zahlreicher Kulturschaffender, sondern birgt in seinen Gassen auch schöne Treffpunkte für Kulturfreunde. Insgesamt 17 waren offiziell aufgeführt, einige seien hier kurz beschrieben.

Ganz hinten in der Carrer Lluna haben sich der Designer Jürgen Bucher und die Videokünstlerin Bettina Bachem in ihrem prächtigen Stadthaus die Galerie B2 eingerichtet. In deren Keller verbarg sich das Werk einer der wichtigsten Künstlerinnen Sóllers: Francesca Martí, die schon mit einer Installation im Aljub von Es Baluard aufgefallen und auch im Ausland erfolgreich ist. Der Espai d‘Art B2 pflegt Avantgardekunst mit neuen Medien und Kontakt zur internationalen Szene. Die Ausstellung läuft noch bis 20.8.

Auch Arteartesania, eine Cross-over-Galerie mit ständiger Kunstausstellung, Ateliers und einem informellen Kulturzentrum, bot Kunst im Untergrund: Im winzigen Kellergewölbe sah man eine Performance mit Foto-Projektionen von Javi de Estéban, der vor kurzem in der Fundación Miró präsent war.

Entdeckungen hält auch Racó 98 bereit, eine als Modeladen getarnte Kunstgalerie mit einem Portfolio renommierter Künstler (ständige Ausstellung). Galeristin Margarita Vicens reagiert auf die Krise aggressiv: Aus ihrem Bestand verkauft sie mit 30 Prozent Abschlag. Auf Kosten der Galerie, nicht der Maler, wie sie versichert: „Ich bin an Umsatz interessiert.“

Noch bis Ende des Monats kann man jene Ausstellung besichtigen, die der Künstler Toni de Cúber in seinem Riesenatelier in der alten Fabrik Can Puig eingerichtet hat. Zu sehen sind dort neben eigenen Werken unter anderem die faszinierenden Foto-Gemälde seines Kollegen Pep Girbent.

In der Printausgabe vom 12. August (Nummer 536) lesen Sie außerdem im Ressort Kultur:

- Jäger der verlorenen Töne: Gambist Jordi Savall spielt in Palma

- Schlussakkord mit Lokomotive: Klavierkonzert im Bahnhof Bunyola

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