Das im 15. Jahrhundert errichtete Gebäude, das im Lauf der Zeit nicht nur als Seehandelsbörse, sondern auch als Ballsaal, Getreidelager und Kanonengießerei gedient hat, litt und leidet unter den typischen Altersbeschwerden eines Baudenkmals wie Verwitterung durch Meeresluft und Abgase. Hinzu kommen aber auch Feuchtigkeitsschäden, die den Verantwortlichen seit jeher Kopfschmerzen bereiten und auf einen „Geburtsfehler" zurückzuführen sind.

Der Grund dafür sind die Streitigkeiten, die Guillem Sagrera, Mallorcas größter Architekt der Gotik und Erbauer der Lonja, mit dem Bauherrn auszufechten hatte, der damaligen mallorquinischen Händlerinnung. Die Händler fürchteten, dass die Kosten des Projekts außer Rand und Band geraten könnten. Der Konflikt führte dazu, dass Sagrera dem beinahe fertiggestellten Handelssaal über der flachen Abdeckung kein zweites Dach aufsetzte, wie er es ursprünglich geplant hatte. Die Zinnen sind ein Denkmal dieses Streits: Sagrera setzte sie dem Mauerkranz auf, als er seinen Plan aufgab, diesen mit dem zweiten Dach abzuschließen, womit sich als oberer Abschluss der Fassade eine Fensterreihe ergeben hätte.

Weil die flache Abdeckung keinen ausreichenden Schutz bot, baute man im 18. Jahrhundert darüber einen Dachstuhl und bestückte ihn mit Dachziegeln. Das Restaurationsteam unter dem Architekten Pere Rabassa beschloss nun, diese nachträgliche aufgesetzte Konstruktion komplett abzubauen und das von Sagrera entworfene, in einer sanften Wellenform gestalteten Flachdach mit modernen Methoden abzudichten. In diese Maßnahme floss ein Großteil der Projektkosten von rund 2,5 Millionen Euro.

Somit hat die Lonja erstmals seit mehr als 200 Jahren wieder eine Dachterrasse, die über eine enge Wendeltreppe erreichbar ist. Für die Öffentlichkeit soll dieser Bereich erst nach dem Sommer im Rahmen organisierter Führungen zugänglich sein.

Neben einer Behandlung der Mauern stand auch eine Wiederherstellung der Wasserspeier auf dem Programm. Die kunstvoll gestalteten Figuren waren aufgrund ihrer exponierten Lage besonders angegriffen. Sie wurden von den Technikern gereinigt und mit Glasfaser verstärkt.

Dieser Teil der Sanierung war bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen. Für monatelange Diskussionen sorgte danach die Frage der Beleuchtung. Das Thema gewann an Bedeutung, weil die Balearen-Regierung, die den Saal für Ausstellungen nutzt, im Sommer ungewöhnliche lange Öffnungszeiten bis spät in die Nacht einführen wollte. Die von Architekt Rabassa montierten ringförmigen Leuchtkörper wurden am Ende durch die ursprünglich geplanten langen Beleuchtungsschienen ersetzt.