Auf der Insel kann wenig Wichtiges passieren, ohne dass irgendwann der Name Nils Burwitz auftaucht. Der in Valldemossa lebende Künstler mit deutschen Wurzeln, südafrikanischer Vergangenheit und mallorquinischer Parallel-Identität deckt mit seinen Arbeiten das gesamte Insel-Universum ab, von Ramon Llull bis zu Baltasar Porcel, von Palmas Altstadtgassen bis zu Mallorcas Bergwelt.

Daher ist es nur logisch, dass er für seine traditionelle Ausstellung im Kapitelsaal der Kartause anlässlich des Dorffestes seiner Heimatgemeinde die Ernennung der Tramuntana zum Welterbe feiert. Als Meister der Verknüpfung kommt er auch nicht in Verlegenheit, als er gedrängt wird, zu erklären, was denn das Bild eines Militärpiloten mit der nun unter Schutz der Unesco stehenden Berglandschaft der Insel zu tun hat.

„Das ist mein Sohn Alexander. Wenn es in der Tramuntana brennt, startet er von Pollença aus mit dem Canadair-Löschflugzeug der Luftwaffe. Er hilft mit, diese Region zu schützen und für künftige Generationen zu erhalten." Diese künftigen Generationen hat er mit zwei seiner Enkel dargestellt.

Offensichtlicher ist der Tramuntana-Bezug von drei Ölgemälden, die Burwitz vor kurzem aus dem Restaurant des Mardavall-Hotels „zurückerobert" hat. Sie stammen aus dem Jahr 1981 und beleuchten eine andere Facette des Malers, die des Streiters für die gute Sache. In Südafrika war es der Kampf gegen die Apartheid, auf Mallorca der Kampf gegen den Beton.

Die drei Bilder zeigen La Dragonera. Diese Insel, die als südwestlicher Ausläufer des Tramuntana-Gebirges aus dem Meer ragt, stand kurz nach Ankunft der Burwitz-Familie 1976 auf Mallorca wegen einer geplanten Luxussiedlung im Mittelpunkt eines Machtkampfs zwischen Betonlobby und Umweltschützern. Der Künstler klinkte sich sofort ein, ging dabei allerdings nicht so weit wie sein damals unbekannter Kollege Miquel Barceló, der sich in Person an der Protest-Besetzung des Inselchens beteiligte.

Doch die Ölbilder, die Burwitz damals malte, vor allem jenes mit dem Schlachtruf „Dragonera lliure" (freies Dragonera), wurden publiziert, fanden Verbreitung und zeigten Wirkung, erzählt der Künstler. „Sie repräsentieren einen wichtigen Teil meiner Vergangenheit auf Mallorca, darum habe ich sie in meinen Besitz zurückgeholt, und darum zeige ich sie jetzt bei dieser Ausstellung." Der Unesco-Titel sei nicht das Ende vom Lied, aber doch die Krönung der Anstrengungen vieler Menschen über Jahrzehnte hinweg, zu denen er seinen Teil beigetragen hätte.

Darauf ist Burwitz ebenso stolz wie auf seine Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten der Inselkultur. Einer widmet er einen Winkel dieser Ausstellung, nämlich dem kürzlich verstorbenen Alexandre Ballester, einer der bedeutendsten Theaterautoren der Insel.

Auch hier bewies der große Verknüpfer Burwitz sein Können: Er brachte den Meister des katalanischsprachigen Theaterstücks mit einem legendären Deutschen zusammen, nämlich Norbert Schultze, dem Komponisten von „Lili Marleen". Für das 1995 uraufgeführte Theaterstück „Les llàgrimes del vienès" (für das Burwitz das Bühnenbild schuf), schrieb Schultze ein Klavierstück.

Eine Oper über Ramon Llull, welche die beiden gemeinsam schreiben wollten, scheiterte jedoch an der Sprachbarriere. Mit der hatte Burwitz selbst nie Probleme. Er gilt als musterhaft integriert, wegen seiner perfekten Katalanischkenntnisse wird der Künstler mit dem deutschen Namen sogar für Eröffnungsreden bei Dorffesten (pregones) engagiert.

Parallel dazu pflegt er intensive Kontakte nach Deutschland, unter anderem arbeitet er mit mehreren Glaswerkstätten zusammen, speziell für technisch anspruchsvolle Projekte wie etwa die enorme Glaskuppel im Atrium des Son Vida-Hotels, oder Buntglasarbeiten, wie er sie für mehrere mallorquinische Kirchen und die Kathedrale von Palma gestaltet hat.

Aus dieser thematischen Ecke kommt auch eine technologische Neuheit, die der PR-begabte Burwitz in Valldemossa vorstellt. Es handelt sich um Glaskunst mit eingebautem Solar-Licht-System der deutschen Spezialfirma Glasmalerei Peters in Paderborn. Dank der eingefangenen Energie und diskret eingearbeiteter Leuchtdioden verändern die Antik-Glas-Kreationen im fließenden Übergang ihre Farben und verstrahlen dank Batterie auch bei Dunkelheit atmosphärisch aufgepepptes Licht.

Nur eine Woche ist diese Vielseitigkeits-Schau des Wahlmallorquiners zu sehen. Aber nächstes Jahr ist er bestimmt wieder dabei.

Sala Capitular, Kartause Valldemossa, Eröffnung: Freitag (15.7.), 19 Uhr. Bis 21.7.

In der Printausgabe vom 14. Juli (Nummer 584) lesen Sie außerdem:

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