Vielleicht ist es jetzt so weit. Vielleicht wird jetzt, 16 Jahre nach seinem Tod, der mallorquinische Literat und Sänger Guillem d´Efak auf der Insel endlich in Ehren gehalten. Bislang waren seine Lieder und Gedichte, seine Langspielplatten und Lesungen nur einem Zirkel von Eingeweihten zugänglich. Dazu gehörten besonders jene, die den 1995 an Krebs verstorbenen Künstler noch persönlich gekannt oder seinen Nachlass irgendwie verarbeitet haben, wie der Musiker Joan Martorell oder der Maler Miquel Barceló.

Barceló ist der teuerste lebende Künstler Spaniens. Er stammt aus Felanitx. Als die Produzenten einer CD ihn jüngst baten, deren Cover zu gestalten, zweifelte er nicht. Denn schließlich hat das Label Ona Digital im April, etwas verspätet zum 15. Todestag von Guillem d´Efak, mit der Stadtkapelle von Manacor ein besonderes Konzert eingespielt: 13 vertonte Gedichte von Guillem d´Efak, die die Geschichte Mallorcas wiedergeben. Das Album wurde gerade vorgestellt.

Und so kommt es, dass das Cover von „Siau que Sou!" (Seid, wer ihr seid!) nun gelb ist und eine violette Blüte zeigt, deren Stängel eine Schraube ist: ein treffendes Symbol für die Poesie des Autodidakten. Denn Guillem d´Efaks Zeilen sind sinnlich, oft melancholisch, und gehen tief: Sie schrauben sich in die Seele des Lesers.

Der Mann mit dem komischen Namen und der dunklen Haut war ein Freigeist und er war, trotz seiner gemischten Herkunft, so etwas wie der inoffizielle Inseldichter. „Seine Sprache war sehr mallorquinisch, er benutzte Wörter, die heute nicht mehr verbreitet sind", sagt der Komponist Joan Martorell, der vor ein paar Jahren 13 Gedichte von Guillem d´Efak vertont und eingespielt hat. „Und seine Themen behandelte er mit erschütternder Tiefe." Die Arbeit mit den Gedichten beschreibt der 35-Jährige als „Therapie und technische Herausforderung, seine Gedichte haben einen absolut freien Rhythmus und gehen an die Nieren".

Guillem Fullana i Hada d´Efak, so sein voller Name, kam 1929 in Äquatorial-Guinea zur Welt, das damals noch spanische Kolonie war. Sein Vater, Antoni Fullana, war ein mallorquinischer Beamter, der in das afrikanische Land entsandt worden war und dort mit einer Einheimischen einen Sohn zeugte. Als Fullana pensioniert wurde, nahm er das zweijährige Kind mit nach Manacor, die Mutter blieb in Afrika zurück.

Seine Lebensgeschichte trug der Künstler wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Zudem lautete der Spitzname seines Vaters Cremat, Verbrannt. Vielleicht hat er als Kind, im vortouristischen Mallorca, unter Rassismus gelitten. Seine afrikanischen Wurzeln waren jedenfalls nie Thema, im Gegenteil: ­Guillem d´Efak fühlte sich als kompletter, geradezu begeisterter Mallorquiner. Mit seiner inbrünstigen, aber nicht folkloristischen Heimatliebe lebte er anderen vor, was unter Franco verboten war: ein regionales Identitätsbewusstsein.

Das haben ihm nun die Mallorquiner gedankt, allen voran die Manacorís und Miquel Barceló. Vielleicht hilft der berühmte Pate ja, dass d´Efaks Gedichte bekannter werden. Wer sie liest, lernt, das Eigene zu lieben, ohne dabei das Fremde abzulehnen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 8. Dezember (Nummer 605) lesen Sie außerdem:

- Wieder in Palma: Zwölf Kerle mit kernigen Kehlen

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