Er wurde geboren, als noch der Erste Weltkrieg tobte, und nahm an der ersten großen, seinerzeit von Willi Baumeister organisierten Ausstellung teil, als der Zweite Weltkrieg gerade vorbei war.

Alfred Lichter kokettiert mit seinem Alter – im Juni wurde er 94 – und schafft es, dass sich Jüngere neben ihm schlapp fühlen. „Seit Mai hat er mehr als 70 große Bilder gemalt", berichtet seine Frau Gabriele Lichter-Kotterba. Sie managt „Alfredo", wie sie ihn nennt, und kommt dabei manchmal ins Schnaufen.

Denn obwohl er „jeden Tag sterben kann", wie Lichter nonchalant einwirft, steigt er munter aufs Gaspedal. Am Sonntag (4.12.) wird im Rathaus Alaró seine Skulptur „Godot" eingeweiht, die er der Gemeinde geschenkt hat. Die Initiative dazu ging von Tomeu Simonet aus, einem Bildhauer, der in Alaró die Galerie ­Addaya betreibt.

Ein befreundeter Sammler hingegen steckt hinter dem bislang größten Lichter-Kunstprojekt: eine Stiftung mit ständiger Ausstellung, also quasi ein Lichter-Museum, mitten in Alaró. In einem Gebäude, in dem früher Schuhe hergestellt und Eisenwaren gehandelt wurden, sind Arbeiter damit beschäftigt, einen würdigen Rahmen für das Œuvre des gebürtigen Oberschlesiers zu schaffen.

Momentan feilen Lichter und seine Frau noch an den Satzungen der „Fundació Lichter", aber bald soll es Schlag auf Schlag gehen. Für Ende Januar peilen sie die Eröffnungsfeier an, sogar die Musik ist schon bestellt: das Klassik­ensemble Camerata d´Alaró.

Der Mann im Hintergrund ist Bernd Pederzani, ein deutscher Unternehmer mit Teilzeit-Wohnsitz Mallorca und erklärter Lichter-

Fan. Mit einem privaten Zuschuss von 100.000 Euro, erzählt der Maler, habe Pederzani das Projekt in Gang gesetzt und sich darüber hinaus bereit erklärt, den Betrieb der Stiftung für die ersten fünf Jahre finanziell abzusichern. Sein Motiv laut Lichter: „Er will nicht, dass der Fundus nach meinem Tod in alle Himmelsrichtungen verkauft wird. Die Stiftung soll dafür sorgen, dass eine solide Sammlung erhalten bleibt."

Lichter will zu Beginn rund 250 Gemälde und Zeichnungen sowie 30 Skulpturen einbringen. Damit sollen im Hauptsaal des Stiftungssitzes Ausstellungen bestückt werden. Der Rest der insgesamt rund 270 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten werden vor allem für Lagerung und Verwaltung genutzt. Der Zugang wird kostenlos sein. Einnahmen erhofft sich Lichter von Katalogen und Editionen sowie der Vermietung des Saales. Eine E-Mail-Adresse hat die Stiftung schon: ­fundaciolichter@gmail.com.

Einweihung der Skulptur „Godot": So (4.12.), 17 Uhr, Rathaus Alaró. Anschließend Projektion des Films „Es werde Licht" im Dorftheater.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 1. Dezember (Nummer 604) lesen Sie außerdem:

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