Der „Espai Quatre", wie das Gewölbe in Palmas Casal Solleric getauft wurde, ist über Mallorca hinaus als einer der interessantesten Räume für Avantgarde-Kunst bekannt. Trotzdem wird das erfolgreiche Experiment beendet: Die Kuratorin des ungewöhnlichen Mini-Museums hat vergangene Woche ihren Abschied bekannt gegeben und somit auch das vorläufige Ende des Projekts – die neue Führung des Solleric hat andere Pläne für den alten Kellerbereich.

Bis vor elf Jahren wusste niemand so recht, was mit dem alten Olivenöl-Depot des Casal Solleric anzufangen war. Der historische Stadtpalast am Borne in Palma diente als Kulturzentrum, doch das verwinkelte Gewölbe im Kellergeschoss konnte man sich weder als Ausstellungs- noch als Veranstaltungsraum vorstellen. Bis die Kunsthistorikerin Neus Cortés auf die Idee kam, namhafte Künstler einzuladen, ortsspezifische Installationen zu erstellen.

Der Abschied von Cortés hängt mit einer personellen Umbesetzung zusammen: Ende des Jahres hatte die neue konservative Stadtregierung Joan Carles Gomis an der Spitze der Fundació Palma Espais d´Art abgelöst, jener Stiftung also, der die städtischen Kulturzentren und Ausstellungsräume wie das Casal Solleric, Ses Voltes und der Espai Ramon Llull unterstehen. Die neue Verantwortliche – Pilar Ribal, Chefin der balearischen Vereinigung der Kunstkritiker und Kuratoren (ACCAIB) – kündigte an, den Betrieb im Solleric neu auszurichten und dabei auch budgetäre Einschnitte vorzunehmen. Zudem will sie dem „Espai Quatre" einen neuen Namen verpassen.

Über mehr als ein Jahrzehnt hinweg ist dieser Kreativ-Keller eine Bühne für die Projekte von rund 50 Künstlern gewesen. „Der Raum eignete sich nicht dafür, Bilder aufzuhängen", sagt Cortés in einem Interview mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca". „Daher musste es sich um Projekte konzeptueller Kunst handeln, die in einen Dialog mit dem Raum eintraten."

Bei der Suche nach namhaften Künstlern, die sich auf ein Projekt im alten Olivenöldepot einließen, ging Cortés ebenso selektiv wie hartnäckig vor. „Einige musste ich jahrelang verfolgen", erzählt sie. Der Lohn der Mühe waren Installationen hochkarätiger spanischer und internationaler Exponenten der zeitgenössischen Kunst wie Daniel Canogar, Fernando Prats und Marlon de Azambuja.

Zwei ehemalige Gastkünstler des „Espai Quatre" machen aktuell Schlagzeilen: die Nationalpreisträgerin Esther Ferrer mit ihrer viel beachteten Ausstellung im Kunstmuseum Es Baluard in Palma sowie Fernando Sánchez Castillo mit seiner Installation „Síndrome de Guernica" im Matadero Madrid. Dabei handelt es sich um die originale ehemalige Yacht des Diktators Francisco Franco, zusammengestaucht zu einem rechteckigen Schrottpaket.

Ribal und Cortés zeigten sich in ihren öffentlichen Äußerungen diplomatisch und ließen die Tür für eine künftige Zusammenarbeit offen. Doch in der Szene herrscht Betroffenheit. Der renommierte Kritiker und Kurator Carlos Jover hatte zuvor geschrieben, dass es „ein großer Irrtum" wäre, wenn die Stadt sich die von Cortés geleistete Arbeit nicht weiter zunutze machen würde.

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