Mitte der 70er Jahre begann der US-Amerikaner Merrill C. Berman, ein erfolgreicher Investment-Banker, eine Sammlung aufzubauen, die sich einer damals vergessenen Kunstgattung widmete: Grafikdesign. Aus dieser mittlerweile weltbekannten Sammlung stammt ein Großteil der Werke, die aktuell im Museu Fundación Juan March in Palma zu sehen sind und einen Einblick in die Entwicklung eines speziellen Zweigs der Grafik erlaubt: die Foto­montage.

Dass sich die Ausstellung auf die Zwischenkriegszeit konzentriert, ist kein Zufall: Von 1918 bis 1939 waren es vor allem sowjetische und deutsche Künstler, die Fotos in ihre Collagen einbezogen und ganz dem Zeitgeist folgend die Grenzen vom „L‘art pour l‘art“ zur angewandten Kunst überschritten.

Sie erkannten dabei auch, dass die Fotografie als unmittelbares Abbild der Wirklichkeit ein wirkungsvolles Instrument zur Manipulation ist. In der Sowjetunion nutzten Künstler wie Lissitzky, Rodschenko und Klucis die Fotomontage für Propaganda-Plakate. In Deutschland griffen Kreative wie John Heartfield und Max Burchartz auf die neu entwickelte Kunstgattung zurück, um den Nationalsozialismus zu kritisieren.

Einer der wenigen spanischen Beiträge zeigt auf, wie der Faktor Authentizität die Bildwirkung erhöhen kann: Auf einem republikanischem Schock-Plakat aus dem Bürgerkrieg ist der Körper eines Kindes zu sehen, das bei einem Bombenangriff der Franco-Streitkräfte getötet worden war.

Auf der kommerziellen Schiene fuhren hingegen Künstler wie die Holländer Domela-Niewenhuis, Schuitema und Zwart, die in ihre Designs von Werbeplakaten und Annoncen Fotos einbauten.

Die Ausstellung im Museu March ist thematisch gegliedert und lädt auch zu einem Ausflug in die Filmgeschichte ein: In einem Saal wird der 1927 uraufgeführte experimentelle Dokumentarfilm „Berlin - die Sinfonie der Großstadt“ von Walther Ruttmann gezeigt, ein Beispiel für den Gebrauch von Montagetechniken bei den bewegten Bildern.

Berlin war auch der Schauplatz einer historischen Ausstellung, auf die diese Schau Bezug nimmt: 1931 wurde im Kunstgewerbe­museum der deutschen Hauptstadt eine große Anthologie zum Thema Fotomontage gezeigt. Der Katalog der aktuellen Ausstellung beinhaltet ein Faksimile des damaligen Katalogs.

„Fotomontaje de entreguerras 1918-1939“, Museu Fundación Juan March, Palma, bis 8. September.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 28. Juni (Nummer 634) lesen Sie außerdem:

- Explosives Doppelpack: Serrat und Sabina in Palma

- Von Lebensgier getrieben

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