Von siebenschwänzigen Katzen, gemauerten Tiefkühltruhen, heulenden Sackpfeifen, entkommenen Kaninchen oder Schiefpinklern: Seit beinahe drei Jahren stellt der Münchener Literatur­wissenschaftler Jan Lammers Woche für Woche auf der letzten Seite der Mallorca Zeitung in seiner Kolumne „I això d´on ve?!" mallorquinische Redensarten und Begebenheiten vor. Sie verraten viel über die Eigenarten der Insel und ihrer Bewohner. Zu Ostern erscheinen die besten 100 der knapp 140 bisher veröffentlichten Kolumnen von Lammers in dem Buch „Unser kleiner Felsen Mallorca" (8,90 Euro).

Der heute 41-Jährige hat nicht immer Deutsche über mallorquinische Redewendungen aufgeklärt. Während seines Studiums unterrichtete er zunächst Deutsch als Fremd­sprache. Beim Praktikum in Ischewsk im russischen Ural, dort wo - das als kleine Anekdote - der Waffen­bauer Michail Kalaschnikow zu Hause ist, lernte er seine Frau, eine Mallorquinerin, kennen. Er beendete sein Studium in München und ging dann 1999 auf die Insel - im wahrsten Sinne des Wortes. Drei Monate wanderte er mit Rucksack und Zelt von Deutschland nach Barcelona, um von dort auf die Insel überzusetzen.

Zur Zeitung und ihren Lesern fand Lammers - der, wie er sagt, „für sich selbst" auch Gedichte und Kurzgeschichten schreibt - über die Autorengruppe in der Kulturfinca Son Bauló. In diesem von der MZ mitgegründeten Literatur­kreis trug er im Sommer 2010 eine ­kurze Geschichte mit viel Lokalkolorit vor. Daraus entstand die Idee einer ­regelmäßigen Kolumne auf der letzten Seite dieser Zeitung.

Beim Lesen seiner prägnanten Texten erscheine „zumeist ein Lächeln auf dem Gesicht", bescheinigt ihm einer seiner größten Fans, der deutsche Autor und Journalist Axel Thorer („Lexikon der Inselgeheimnisse). Viele der von Lammers erklärten Redewendungen haben ihren Ursprung in der tiefgläubigen, bäuerlichen ­Gesellschaft Mallorcas. „Auf der Insel gibt es ein dreigeteiltes Weltbild", sagt er, „Palma, außerhalb Palmas und außerhalb Mallorcas."

Die Redewendungen dagegen lassen sich in zwei große Gruppen einteilen: solche Sprich- und Schimpfwörter, die sprachliche Besonderheiten ausdrücken - diese teile er gern in Gegensatzpaare wie Wasser und Wein oder Ärzte und Totengräber ein -, sowie jene, die auf historische Begebenheiten verweisen, etwa auf einen Raubmord aus dem Jahre 1931 oder die Geschichte des Weinanbaus auf der Insel.

Lammers, der mit seiner Frau und dementsprechend perfekt ­Mallorquinisch spricht, findet sein Material nicht nur in Büchern oder teilweise im Internet. Viele Redewendungen schnappt er auch im Alltag auf. Wie etwa vor nicht allzu langer Zeit an der Kasse im Supermarkt: „Meine kleine Tochter fing an, wie am Spieß zu schreien. Daraufhin sagte eine ältere Mallorquinerin hinter uns: amb ses herbes molles se ­torquen es cul, was soviel heißt wie: ,mit den weichen Kräutern wischt man sich den Hintern ab´."

Vielleicht kommen Sie ja selbst drauf, was damit gemeint ist? Ansonsten findet sich die Antwort in Lammers´ Buch. Es ist für 8,90 Euro erhältlich in der deutschen Buchhandlung Dialog in Palma (C/. Carme, 14), bei den 46 Zeitungskiosken von Blau Press auf der Insel sowie in der Redaktion der MZ (zu den Geschäftszeiten zwischen 10 und 17 Uhr). Ein schönes Geschenk für ­Mallorca-Urlauber - oder aber auch für Insel­residenten, die ihr Eiland über kurzweilige Schilderungen besser kennenlernen wollen.

Lammers wird auch in Zukunft Kolumnen in der MZ schreiben. „Anfangs habe ich gedacht, ich stoße irgendwann an Grenzen", so der Autor, „Aber je mehr ich grabe, desto mehr Sprichwörter und Anekdoten finde ich."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 28. März (Nummer 673) lesen Sie außerdem:

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