In diesen dunklen Zeiten, wo ­Sinfonieorchester vor dem Aus stehen, Musikunterricht an Schulen gestrichen und Lehrerstellen am Konservatorium eingespart werden sollen, haben sich zwei klassische Musiker und ein Ortspolizist zusammengetan, um dem Todeslied auf die Kultur ein paar Dur-­Akkorde entgegenzusetzen. Kurzentschlossen haben sie eine leer stehende Halle im Gewerbepark Can Valero angemietet - „vier Wände und ein Dach, sonst nichts" - und daraus binnen drei Monaten ein Theater gemacht.

Das Geld hatten der Polizist Adrià Socias und die Bank. Das Know-how hatten Armando Abraham und Albert Serra: Der eine ist Pianist und hat sich um die Innengestaltung des Theaters gekümmert. Der andere ist Dirigent und Komponist und hat die Fassade entworfen: rostrot mit Metallelementen und einem auffallenden, weißen Schriftzug. Mit „zwischen 120.000 und 150.000 Euro" haben sie, so beteuern die Drei stolz, ein kleines Wunder geschaffen. Eine 70 Quadratmeter große Bühne mit tanztauglichem Boden, mit Bühnenhimmel und Guckkasten für Sprechtheater, mit Flügel, Proberäumen, Umkleiden, Toiletten, Unterrichtsräumen, Bar und Foyer. 440 Quadratmeter hat die Sala Dante insgesamt. Sie steht am Stadtrand und bietet abends, wenn im Gewerbepark die Lichter ausgegangen sind, reichlich Parkplätze.

Wo früher Tür- und Fenster­rahmen aus Aluminium gefertigt wurden, stehen jetzt klassische Musik, Flamenco oder Kindertheater

auf dem Programm. Diese drei Gattungen sind fix. Denn das Kammerorchester „Image Ensemble", die Tanzkompagnie „Ballet Español Illes Balears" und die Gruppe „Es Bruix Teatre" gehören zum Haus. Sie haben dort ihre Probenräume, halten Premieren, füllen hoffentlich die 194 Sitze im Zuschauerraum. „Wir bieten anderen Künstlern das an, was wir selbst gerne hätten", sagt Armando Abraham, der sich in die Gesetze der Akustik eingearbeitet hat, um den Theaterraum zu entwerfen. „Ein Würfel in der Halle mit falscher Decke", erzählt er, „alle Kollegen loben ihn."

Neben Tatkraft, musikalischem Talent und Geld haben die drei noch einen Vorteil: Kontakte. Armando Abraham und Albert Serra sind Absolventen des Konservatoriums von Palma, haben dann in Barcelona beziehungsweise Zaragoza und im Ausland studiert. Ein großer Teil der Künstler im Dunstkreis der ­Sala Dante unterrichtet am Konservatorium oder ist Musiker bei den Sinfonikern. Das hilft, denn jetzt muss der Raum regelmäßig bespielt werden. Auch Kongresse, Präsentationen, Diskussionsveranstaltungen oder Lesungen passen ins Konzept. „Wir sind schnell, günstig und flexibel", wirbt Albert Serra, der direkt mit den Künstlern oder Veranstaltern verhandelt. Demnächst seien auch Reiseveranstalter geladen, die Zuschauer für Flamenco und spanischen Tanz bringen sollen.

Bühnenkünstler sind explizit eingeladen, sich vorzustellen. Ab 500 Euro Saalmiete oder gegen eine Beteiligung an den Einnahmen der Abendkasse ist jede Art von Musik, Theater oder Tanz willkommen. Albert Serras Faible gilt dem Musical, das er sich auf der Bühne als „größtmögliche Show" vorstellt, mit Tänzern, Sängern und Live­musik. Armando Abraham will Newcomer unterstützen, die „vielleicht nur von ihren Verwandten sicher wissen, dass sie kommen werden", und Adrià Socias freut sich über den kreativen Input. „Hundertprozentiges Vertrauen" sei die Basis für das Projekt gewesen. „Wir haben schon immer alles zusammen gemacht", sagt der Polizist grinsend, „Fußball, Paintball, Rollenspiele, Partys und jetzt ein Theater." Er sagt das mit kindlicher Freude, so, als ob es kein Draußen gäbe, keine Kürzungen, keine Existenzängste. Es ist wohl dieser unbeirrbare Optimismus, der die Dinge ins Rollen bringt.

Das nächste Konzert findet am ­29. Juli um 21.30 Uhr statt: Kammer­musik für Piano und Geige. Carretera Puigpunyent, 54 (am Rand des Gewerbeparks Can Valero). Tel.: 656-63 28 34. E-Mail: info@saladante.com. Webseite: info@saladante.comwww.saladante.com

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 25. Juli (Nummer 690) lesen Sie außerdem:

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