Das Kulturleben auf den Inseln kann man neuerdings vom Sessel aus genießen. Drei neue digitale Plattformen laden ein zum virtuellen Spaziergang durch Museen und Sammlungen und präsentieren Neues aus der Kunstszene. Hinter den voneinander unabhängigen Seiten stecken die Landesregierung, das Museum Es Baluard und ein Kollektiv von Kulturmanagern.

Art-xipèlag: Vier Inseln, ein Klick

http://artxipelag.com

Den Dialog stärken und den Blick öffnen wollen die Betreiber der Website Art-xipèlag (ein Wortspiel aus Art, Kunst, und Arxipèlag, Archipel). Seit dem 19. Mai bieten sie Interviews, Termine und Kontakte zu Künstlern, Agenten oder Veranstaltern auf allen vier Inseln. Das vierköpfige Team bilden der Menorquiner José Carbonell, der Ibizenker Andreu Carles López sowie die Mallorquinerinnen Teresa Miquel und Pilar Esteve.

Sie sind Ausstellungsmacher und Konzertveranstalter und betreiben das Portal letztlich auch im eigenen Interesse. Sie wollen ­Besucherzahlen erhöhen und das Kulturleben beleben. „Wenn ich ein Wochenende auf Mallorca verbringen will, sagt mir bisher niemand, welches Kulturangebot ich dort habe", so José Carbonell. Die neue Seite ist Kulturmagazin und Branchenblatt zugleich, es gibt auch Infos zu Stipendien und Wettbewerben für Künstler. Inserenten und Sponsoren sind willkommen, denn Art-xipèlag wird nicht nur aus Liebe zur Kunst gemacht.

Arxiu Balears: Künstler im Gespräch

www.esbaluard.org/es/colleccio/109/arxiu-balears/vimeo.com/channels/arxiubalears

Keine Zeit für´s Museum? Dann kann man sich jetzt durch die Sammlung von Es Baluard klicken und zugleich ein paar Künstler kennenlernen, deren Bilder dort an der Wand hängen.

Seit rund einem Jahr legt das Team unter der Leitung von Nekane Aramburu ein Archiv der balearischen Kunstszene an, das so genannte Arxiu Balears. Künstler sprechen vor einer Videokamera über ihre Arbeit und ihre Laufbahn. Später sollen Gespräche mit Sammlern, Galeristen und Kuratoren dazu kommen. Bislang kann man 30 Persönlichkeiten sehen, darunter die Fotografen Pep Bonet und Tony Catany (2013 verstorben), die Künstlerinnen Diana Coca, Amparo Sard, Eulàlia Valldosera oder Francesca Martí und Pere Jaume, Joan Fontcuberta oder Bernardí Roig.

Auf den Videos lernt man die Menschen kennen und erkennt, wie eng Ausdruck und Temperament der Künstler mit ihrem Schaffen zusammenhängen. Amparo Sard beispielsweise - ruhige Art, elegante Erscheinung, tiefe Stimme - erzählt, wie schwer es ihr fiel, sich zwischen

Naturwissenschaften und Kunst zu entscheiden. „Schließlich wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und begann, Kunst zu studieren", sagt sie. Sards multidisziplinäre Arbeit ist subtil und zurückhaltend.

Ganz anders wirkt die Performancekünstlerin Diana Coca. Sie spricht impulsiv und mit großen Gesten über Schimpansen, Yoga und neugierige Chinesen. ­Tony Catany erinnert sich mit leiser Stimme an sein Chemiestudium in den 60er Jahren in Barcelona und seine autodidaktische Annäherung an die Fotografie. Bernardí Roig zitiert Marguerite Duras, als er seinen Weg zur Kunst beschreibt, damals in den 80er Jahren

während des „hormonellen Chaos meiner Jugend". Miquel Barceló habe alle in seiner Generation geprägt, erzählt Roig, „wir staunten darüber, was alles möglich war."

ArtCaib: Blick in Palast und Parlament

art.caib.es/pinadibfront/obras.html

Transparenz will die Regionalregierung mit dem neuen Portal ArtCaib vermitteln. Dort kann man seit April die mehr als 1.600 Kunstwerke hiesiger und auswärtiger Maler und Bildhauer sehen, die im Marivent-Palast, in Verwaltungsgebäuden oder öffentlichen Kulturinstitutionen untergebracht sind. Zur Sammlung des Govern gehören zum Beispiel 23 Bilder von Joan Miró oder sieben Arbeiten von Miquel Barceló, die bislang vor allem von der Königsfamilie, von Politikern und Beamten betrachtet wurden.

Auch Werke von Jim Bird, Gustavo oder Nils Burwitz hängen an den Wänden des Parlaments, in Büros und Häusern wie dem Ateneum von Menorca, der Akademie der Schönen Künste Mallorcas oder dem ibizenkischen Kultur­institut. Insgesamt sind 588 Künstler vertreten, deren Werke mit Steuergeld bezahlt wurden und letztlich allen gehören.

Die Initiative sei einzigartig in Spanien, sagt der Leiter der Behörde für Finanzpolitik und Kultur­besitz, Miguel Miralles. Die Website ist praktisch und informativ: Man kann nach Künstler, Ort oder Einrichtung suchen. Jedes Werk hat einen technischen Steckbrief und ist natürlich

abgebildet. Hier macht Schnüffeln Spaß.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 5. Juni (Nummer 735) lesen Sie außerdem:

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