Der Dirigent und Musiker Rafael Nadal ist am Montag (7.9.) in seiner Heimatstadt Manacor im Alter von 86 Jahren gestorben. Nadal war als künstlerischer Leiter unter anderem für die Gründung der Chöre des Teatre Principal in Palma verantwortlich. Außerdem leitete er 40 Jahre lang von 1955 bis 1995 die Musikschule in Manacor sowie die "Banda Musical" seiner Heimatstadt.

Rafael Nadal, der seine Ausbildung an den Konservatorien in Palma und Valencia absolvierte, wurde auch mehrfach von den Balearen-Sinfonikern als Gast-Dirigent eingeladen. 1998 wurde ihm der Ramon Llull-Preis der balearischen Landesregierung für seine Leistungen verliehen.

Der 1929 geborene Nadal hinterlässt fünf Kinder, darunter neben Rafas Vater Sebastián auch den ehemaligen Profi-Fußballer und derzeitigen Real Mallorca-Sportdirektor Miguel Ángel Nadal und den Tennistrainer Toni Nadal. Letzterer brachte Enkel Rafael Nadal an die Weltspitze. /jk

Nachfolgend ein Porträt über Rafael Nadal aus der Mallorca Zeitung vom 2. April 2009:

Spiel ohne Aufschlag: Rafael Nadal am Taktstock

Auch dem Opa des weltbesten Tennisspielers wird applaudiert. Er ist Dirigent

Von Thomas Fitzner

Er schwingt den Taktstock mit derselben Entschlossenheit wie sein Enkel das Racket. Der 79-jährige Rafael Nadal aus Manacor ist auf der Insel weniger als Großvater des weltbesten Tennisspielers bekannt, viel mehr jedoch als Musiker, der sich für die Kulturszene der Insel so viele Verdienste erworben hat, dass er kürzlich im Teatre Principal von Palma im Mittelpunkt einer Hommage stand. Und zwar buchstäblich: Nadal dirigierte höchstpersönlich die Zarzuela (ein spanientypisches Genre des Musiktheaters), die zweimal zur Aufführung kam und mit stehenden Ovationen bedacht wurde. Der Opa machte sich freilich keine Illusionen: „Ein guter Teil des Beifalls galt nicht mir, sondern meinem Enkel", kommentiert er lachend.

Nicht nur die Bescheidenheit hat er mit dem Tennis-Ass gemeinsam. Wer mit „Maestro Nadal" spricht, wie er im Teatre Principal ehrfürchtig genannt wird, dem schlackern die Ohren von der Energie, die der „alte Rafa" versprüht. Unermüdlich zieht er Themen, Daten, Erlebnisse aus dem Ärmel.

Die Ehrung im „Principal" galt den Gründern des ersten Bühnenchors dieses Theaters, den Rafael Nadal viele Jahre auch führte. Seine Sternstunden liegen hingegen weiter zurück. 1949 brachte Nadal die 9. Sinfonie von Beethoven zur Aufführung, 1950 gab er mit balearischen Musikern ein Gastspiel im prächtigen „Palau de la Música" in Barcelona, und 1983 bat ihn der berühmte kanarische Tenor Alfredo Kraus, im Auditorium von Palma einen Liederabend zu dirigieren.

Seine Pensionierung ignorierte Nadal vollkommen. Mit ebenfalls pensionierten Musikern baute er das „Orquesta de Gent Gran" auf, das er lange auch dirigierte, bis einerseits die Mitglieder wegstarben und andererseits ein politischer Wechsel im Inselrat den Fluss der Sponsorgelder austrocknen ließ. Seither wirkt Nadal bei verschiedensten Projekten mit. Vor ein paar Wochen präsidierte er die Musikjury für den Karnevals-

umzug auf Teneriffa, und wieder war auch sein Enkel präsent. „Die Mitglieder der Jury wurden einzeln vorgestellt, jedes Mal höflicher Applaus, bis ich an die Reihe kam und der Präsentator erwähnte, dass ich der Opa von Rafa bin. Da applaudierten alle so heftig, dass ich aufstehen und grüßen musste."

Kein Problem für einen Mann, der eine zweistündige Zarzuela im Stehen dirigiert. „Ich hatte einen Schemel dabei", gesteht er. „Zur Sicherheit." Und mit gutem Grund: Wenige Tage vor der Aufführung wurde Nadal mit einer Nierenentzündung ins Krankenhaus von Manacor eingeliefert. „Der Doktor wollte mich dortbehalten, aber ich konnte die Darsteller nicht im Stich lassen." Also unterschrieb er ein Dokument, mit dem er die Verantwortung auf sich nahm, und man ließ ihn gehen. Nadal: „Ich wollte ja nicht aus dem Fenster hüpfen."

Der wichtigste Rat, den er seinem Enkel gegeben hat? „Denn Gegner immer respektieren, selbst wenn der sich schlecht benimmt." Auch in dieser Hinsicht ist Rafa Nadal (der Tennisspieler) ein Vorbild geworden, für das Rafa Nadal (der Musiker) gerne einen Extraapplaus akzeptiert.