Es sind wenige Leute gekommen an diesem Donnerstagabend. Eigentlich sind es nur Musiker, die in dem kleinen Club am hinteren Ende der Panorama-Terrasse des Restaurants Bahia Mediterráneo am Paseo Marítimo versammelt sind. Früher war das hier eine Diskothek. „Jazz-Fans stehen darauf, wenn man sie an ungewöhnliche Locations lockt", sagt Lucio San Eugenio Villalonga. Er ist der Gründer des Bahia Jazz Club, der seit Februar jeden Donnerstag zur Jamsession, freitags und samstags mit Konzerten lockt.

Auf der improvisierten Bühne steht heute das Toni Cuenca Trio, die Musiker wechseln sich ab mit den Kollegen, die im Publikum sind. Die Atmosphäre ist entspannt.„Heute ist wenig los", sagt der Gründer. „Das ist aber nicht immer so. Wir hatten hier schon bis zu 150 Leute." Villalonga ist seit den 60er-Jahren im Musikgeschäft unterwegs, sein Geld verdiente er mit PR-Arbeit. Jetzt ist er in Rente.

Der 70-Jährige bezeichnet sich als „kultureller Aktivist". „Das bedeutet, ich baue gerne neue Projekte auf. Wenn sie dann laufen, gebe ich sie an jemand anderes ab." Im Falle des Bahia Jazz Club hat er damit nicht lange gewartet. Ab April, gerade mal zwei Monate nach der Eröffnung, soll Ana Llompart komplett übernehmen. Die 37-Jährige arbeitet seit sieben Jahren im Musikmanagement, hauptsächlich in den Bereichen Jazz und Flamenco.

Sowohl Villalonga als auch Llompart sind begeistert von der Qualität der Jazzszene auf der Insel. „Es gibt in einer bemerkenswerten Vielfalt für eine so kleine Insel unheimlich gute Musiker." Das wolle man für den Bahia Jazz Club nutzen, wenngleich das natürlich nicht ausschließt, dass man Musiker vom Festland hole. „Wir wollen den besten Jazz auf der Insel bieten. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen."

Um den Club rentabel zu machen, geht man einen kleinen Kompromiss ein: „Freitags präsentieren wir eher traditionelle Jazzbands, samstags kommen Künstler, die vielleicht etwas massentauglicher sind." Das heiße aber nicht, dass man auf Pop setzt. „In den vergangenen Monaten ist etwa Swing sehr populär geworden. Das ist für uns interessant. Auch Fusionprojekte etwa im Flamenco-Jazz wollen wir fördern. Und wenn es mal funky wird, entfernen wir uns auch nicht allzu sehr vom Jazz."

Auch die Jamsessions sollen ausgebaut werden, indem man ab und zu vom Festland Gastmusiker holt. „Selbstverständlich freuen wir uns aber über jeden Musiker auf der Insel, der vorbeikommt und mitmachen will", sagt Llompart.

Der Eintritt ist frei im Bahia, immer. Dafür kostet das Bier fünf Euro, Longdrinks zehn. „Manche Leute sagen, das ist viel Geld", sagt Villalonga. „Aber wir bezahlen die Musiker anständig und sie sind auch versichert. Schließlich sind sie die Protagonisten hier."

Bahia Jazz Club, Paseo Maritimo, 33, Palma, 5. Stock, Do.?Sa. ab 21 Uhr, Programm bei Facebook: Bahia Jazz Club.