Den größten Einschnitt in der über dreißigjährigen Karriere von Bartolomé Seguí gab es im Jahr 2007. „Damals fing er an, seine Bilder mit Bleistift vorzuzeichnen und sie am Computer zu kolorieren", sagt Juan Roig, Kurator einer Retrospektive des bekannten ­mallorquinischen Comiczeichners und Illustrators, die in dieser Woche im Casal Solleric eröffnet hat.

„Interseccions" (Kreuzungen), so der Titel der Schau, lädt den Besucher ein, den Weg bis dahin zu verfolgen. Von den fast impressio­nistisch anmutenden Versuchen, Anfang der 80er in der Comicwelt Fuß zu fassen, über die Illustra­tionen für Kinderbücher, Zeitungen und Schulbücher. Über Letztere sagt der 1962 in Palma geborene Seguí: „Sie werden viel besser bezahlt als Comics."

Bis hin zu jenem Jahr, wo er den Sprung in die digitale Bearbeitung wagte. Als eines der ersten Werke im neuen Stil erschien eine Nacherzählung des „Wilhelm Tell". Hier beginnt einer der spannendsten Aspekte der Ausstellung: „Bevor ich am Computer gearbeitet habe, habe ich immer eine Seite als ganze geplant. Ab 2007 habe ich angefangen, teilweise einzelne Fragmente eines Bildes zu zeichnen und diese digital zusammenzuführen. Der Grund? Es war einfach leichter."

Die Ausstellung versammelt diese einzelnen Bleistiftzeich­nungen und positioniert sie um das fertige Bild, sodass man einen Einblick in die Arbeitsweise Seguís bekommt. Besonders schön ist dies bei einer Illustration von El Arenal in den 70er-Jahren zu sehen.

„Interseccions" war eine schwere Geburt: Seit fünf Jahren hat Roig versucht, diese Retrospektive in den städtischen Ausstellungshallen unterzubringen, die Seguí als „unser Zuhause" bezeichnet. „In dieser Zeit gab es offensichtlich kein Interesse in der Stadtverwaltung, diesen Künstler zu würdigen", sagt Francisca Niell vom Kulturdezernat Palmas. „Letztlich ist es aber ein Glück, dass es bisher nicht geklappt hat", meint Seguí. „Denn mit ´Historias del barrio´ habe ich in dieser Zeit gerade erst eine meiner besten Arbeiten veröffentlicht."

Die Graphic Novel, für die er 2011 den Preis der Stadt Palma gewann, ist eine autobiografische Erzählung des Autors Gabi Beltrán über dessen Kindheit und Jugend in Palmas Rotlichtviertel in den 70er- und 80er-Jahren. Auf Deutsch ist sie unter dem Titel „Geschichten aus dem Viertel" im Avant-Verlag veröffentlicht worden. Der Folgeband „Wege aus dem Viertel" erscheint just dieser Tage in Deutschland.

„Ich fühle mich heute wohler damit, die Geschichten von anderen Leuten zu zeichnen", sagt Seguí. Deshalb wird in der Ausstellung auch der Zusammenarbeit mit dem Autor und Verleger Felipe Hernández Cava viel Platz eingeräumt. Bisher sind zwei Graphic Novels der beiden erschienen, Detektiv- und Polizeigeschichten, die schon in früheren Werken Seguís präsent waren, die aber zugleich belegen, dass Seguí sich immer wieder weiterentwickelt und dabei neue Techniken und neue Farbmuster ausprobiert.

Und ein kleines Geschenk hat Bartolomé Seguí dem Casal Solleric auch gemacht. Auf eine weiße Wand, die bei der Planung vergessen worden war, hat er spontan die beliebtesten Charaktere aus seiner Karriere gezeichnet.

Interseccions, Casal Solleric (Passeig des Born, 27), bis 22.5.