Ihre Ausstellung „Trans-Estàtua" besteht aus der gleichnamigen Fotoserie „Trans-Estàtua", die in einem der Schaufenster des Kaufhauses El Corte Inglés gezeigt wird, und aus der Instal­lation „Like gold and faceted #1" plus fünf Modellen, die im Es-Baluard-Museum zu sehen sind. Wie hängt das alles zusammen?

Der wichtigste Teil ist die Installation. Ihr Titel kommt von der US-amerikanischen Doom-Metal-Band Earth, die repetitive Gitarrenmusik macht. Ich habe die Installation 2014 in meiner Galerie Moisés Pérez de Albéniz in Madrid zum ersten Mal gezeigt und wollte die Idee dahinter weiterdrehen: polierte Aluminium­platten, die wie Stoffe gefaltet sind und von der Decke hängen. Die Arbeit ist von der US-amerikanischen Performerin und Bildhauerin Hannah Wilke (1940-1993) inspiriert, von ihrer seriellen Darstellung des weiblichen Genitalorgans mit Kaugummi, Knete etc. Mit ihren Wiederholungen wollte sie auf das Tabu verweisen, das da nach wie vor besteht, ganz im Gegensatz zum Phalluskult. Die Fotoserie und die gesamte Ausstellung nehmen zugleich Bezug auf den baskischen Bildhauer Jorge Oteiza (1908-2003). Ihn hat bei seiner Arbeit besonders das Nichtmaterielle interessiert, die Energie, die in seinen Skulpturen steckt. Darum geht es mir bei dem Video beziehungsweise den Fotos. Sie zeigen eine Performance. Ich möchte die Energie, das Unsichtbare zeigen.

Wie machen Sie das?

Ich habe der Tänzerin Amelia Llop zwei Mikros gegeben, die die Geräusche wiedergeben, die beim Kontakt ihres Körpers mit dem Boden oder den Wänden des Museums entstehen. Sie wirken wie das Echo ihres Körpers und sind eigentlich das Wichtigste: Sie sollen die Frage aufwerfen, was einen Menschen bewegt, wenn er sich bewegt. Derselben Frage ging ja auch Pina Bausch nach.

Ich habe den Zusammenhang zwischen den beiden Arbeiten noch nicht verstanden.

Die Skulptur und ihre kleinen Modelle, die Geräusche des Videos und die Echos der Wände, der

Körper der Tänzerin ... All das führt zur Frage nach dem Weiblichen, in seiner nicht materiellen, geheimen, verborgenen Facette.

Die Frau und ihr Körper, das sind Themen, die Sie seit Beginn Ihrer Karriere beschäftigen. Warum?

Im Baskenland sind fast alle Bildhauer Männer. Mir fehlte da immer das Gefühl. Mein Interesse gilt der Verbindung von Biografie und Allgemeinem. Ich suche immer nach dem Selbsterkenntnisprozess, den einem der eigene Körper liefern kann. Die Bildhauerei ist dafür ein ideales Feld. Ich sehe das in Skulpturen und Arbeiten von Eva Hesse, Ana Mendieta, Hannah Wilke, Martha Graham, Carolee Scheneemann, Louise Bourgeois, Yoko Ono oder Laurie Anderson.

Sie arbeiten seit mehr als20 Jahren als freie Künstlerin. Wie schaffen Sie das?

Man muss sich frei von den Launen des Marktes machen, obwohl wir Künstler natürlich von ihm abhängen - ein sehr kompliziertes Verhältnis. Die Sprache des Geldes ist despotisch. Das Problem hat sich mit der Krise in Europa zugespitzt. Die Mittelschicht wurde ausgedünnt, wir hängen nun immer stärker von den Eliten ab, besonders im Nahen Osten oder in Asien. Es gibt richtiggehende Hitparaden für Käufer. Wenn dein Name darin nicht auftaucht, scheint deine Kunst nichts zu taugen. Man muss höllisch aufpassen, da nicht reinzutappen.

Leben Sie gut von Ihrer Kunst?

Ja, seit Beginn meiner Karriere. Mein Begriff von Lebensqualität entspricht allerdings nicht dem Standard: Ich lebe immer im Hier und Jetzt, brauche wenig Sicherheit. Zum Leben brauche ich eigentlich nur zwei Dinge: künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit. Beide Güter habe ich.

Ana Laura Aláez: „Trans-Estàtua" im Museum Es Baluard, Palma. 18. September 2016 bis 7. Ja­nuar 2017. Die Fotoserie ist dann im Seiten­schaufenster des El Corte Inglés (Avinguda Jaume III) täglich 24 Stunden lang zu sehen. Zur Nit de l´Art am 17.9. wird von 18.30 bis 20.30 Uhr auch eine Live­performance im Schaufenster geboten. www.esbaluard.org