Tohru Iguchi ist ein echter Musterjapaner: höflich, dezent und bescheiden. Dabei könnte die Karriere des 30-jährigen Baritonsängers, der im Schlepptau von Wolf Bruemmel, dem Leiter des Festivals MúsicaMallorca, im Hotel Castillo Son Vida erscheint, in den kommenden Jahren einen Sprung machen. Geht es nach Bruemmel, soll Iguchi zumindest ein wenig in die Fußstapfen des im vergangenen Jahr plötzlich und unerwartet verstorbenen kongenialen Partners von Bruemmel, Toyo Tanaka, treten.

Bruemmel schwärmt in höchsten Tönen von dem perfekt Deutsch sprechenden Iguchi, der aus dem Wintersportparadies Nagano stammt. Er plant mit ihm eine Zusammenarbeit, die weit über das Konzert am 22. Oktober hinausgehen soll, bei dem der Japaner gemeinsam mit den Berliner Symphonikern eine Mozart-Nacht gestaltet. Bereits im kommenden Jahr ist Iguchi für die Programmplanung des Festivals mitverantwortlich. „Er hat schon einige Ideen mitgebracht", erzählt Bruemmel und muss Iguchi zwischendurch immer mal wieder dazu antreiben, von seinen Planungen zu berichten. „Ich würde gerne den Messias von Händel in der Kathedrale aufführen", sagt Iguchi. Man sei sich allerdings noch nicht sicher, ob das wirklich wie geplant klappt.

Bruemmel und seine Crew schauen sich derzeit vorsichtshalber nach neuen Aufführungsorten um, weil es um das Verhältnis zum neuen Intendanten des Teatre Principal, Carlos Forteza, gelinde gesagt nicht zum Besten bestellt ist (siehe re.). Man müsse aber noch mit dem Bischof sprechen, was das Gastspiel in der Kathedrale angehe. Sage der Nein, bliebe ja noch das Auditorium. Eines weiß Bruemmel aber sicher: „MúsicaMallorca macht auf jeden Fall weiter." Und das mit Iguchi, der in den kommenden Jahren neben seiner Programmaktivität auch Artist in Residence des Festivals sein soll.

Dabei war die Kontaktaufnahme mit dem Japaner, der nach einem Master in Gesang in Würzburg in der mainfränkischen Weinstadt jetzt noch ein Studium der Musikwissenschaft und Germanistik hinterherschiebt, voller Hindernisse. Iguchi studierte an der Tokio University of Arts und war ein Schüler von Tadao Yoshie, einem guten Freund des verstorbenen Toyo Tanaka. Dieser hatte Yoshie immer wieder auf herausragende Schüler angesprochen, um sie zum Festival zu holen. Doch - ganz der japanischen Bescheidenheit folgend - rückte der Musiklehrer nicht selbst mit den Namen heraus. Bis der Druck von Bruemmel und Tanaka zu groß wurde und Yoshie von Tohru Iguchi sprach. Den Kontakt könne er aber nicht herstellen.

Bruemmel entschied sich also für die ungewöhnliche Variante und verschickte im Februar eine Facebook-Nachricht an Iguchi. Der glaubte zunächst an einen Scherz. „Es ist sehr unüblich, dass dich jemand für ein Festival engagieren will und über Facebook anschreibt. Ich dachte, das kann nicht ernst gemeint sein", erzählt Iguchi. Erst nach drei Monaten und mehreren Anfragen meldete sich Iguchi, der neben seiner Gesangskarriere auch noch anderweitig Erfahrung mitbringt. Er leitete bereits mehrere Chöre und besitzt eine hohe Affinität zu Barockorchestern.

In Japan hat sich Iguchi aufgrund seiner Deutschkenntnisse inzwischen als Mozart-Experte und Spezialist von Beethovens Neunter Sinfonie einen Namen gemacht. Da die Berliner Symphoniker diese aber im Jahr ihres 50. Bestehens, das sie unter anderem auch mit ihrem Konzert auf Mallorca begehen, nicht ins Programm aufgenommen haben, wird Iguchi nun Mozart singen. Und weil neben ihm mit Rahel Indermaur und Narine Yeghiyan zwei renommierte Sopranistinnen auf der Bühne stehen, bekam Iguchi die Aufgabe, ein Terzett für den gemeinsamen Auftritt auszusuchen - keine einfache Aufgabe, doch mit dem Stück „Susanna or via sortite" aus der „Hochzeit des Figaro" wurde Iguchi fündig. Das Ergebnis gibt es am 22. Oktober im Teatre Principal zu hören.

MúsicaMallorca - Die Konzerte:

Das Festival MúsicaMallorca wird am Donnerstag (6.10.) mit der „Gran Gala de Ópera" eröffnet. In Zusammenarbeit mit der Vaduzer Stiftung „siaa" präsentiert das festivaleigene Orchester, das nach mehreren Jahren Pause diesmal wieder aktiviert wurde, gemeinsam mit zehn Sängern Ouvertüren und Ausschnitte aus Opern von unter anderen Mozart, Verdi, Offenbach, Puccini und Massenet. Die weiteren Konzerte finden am 22. und 23. Oktober (Beethoven-Gala) statt. Karten (zwischen 10 und 30 Euro) an der Theaterkasse und auf www.teatreprincipal.com.