Wer wissen möchte, wie sich schon fast preußische Arbeitsmoral in der globalisierten Welt ausdrückt, der braucht sich nur mal den Tourplan des bekannten US-amerikanischen Elektro-DJs Steve Aoki anzu­gucken. Für diese Woche finden sich da folgende Termine: 14.6. Sir Teen Club, Peking, 15.6. BH Hotel Mallorca, Magaluf, 16.6. Hakkasan, Las Vegas. Was man halt so unter der Woche macht. Für Aoki nichts Besonderes, dieses Pensum reißt er schon seit Jahren ab. Das macht dann schon mal 300 Shows im Jahr. Hinzu kommt noch die Produk­tion von eigener Musik und der von anderen Leuten, Videoclips, Gastauftritte, Interviews, eigene Firmen, die betreut werden wollen.

Neben all dem Business findet der 39-Jährige dann noch die Kraft, wie ein Besessener auf der Bühne herumzutanzen und Menschen im Publikum Torten ins Gesicht zu werfen.

Es gibt auf Netflix eine Dokumentation über Aoki unter dem Titel „I'll Sleep When I'm Dead". Sie erzählt von dem Sohn des Draufgängers und Gründers der Restaurantkette Benihana, des japanischen Einwanderers Rocky Aoki. Von einem Sohn, der seinen von der Mutter getrennten Vater nie sah und eigentlich nur seine Bewunderung anstrebte. Bevor ihm das gelang, musste er jedoch rebellieren.

Der junge Aoki ging auf die Uni in Santa Barbara, weil es dort eine besonders lebendige Hardcore-Punk-Szene gab. Von seinem reichen Vater gab es kein Geld. Aoki lebte in einer verranzten Musiker-WG. Noch bevor er seinen Abschluss in Frauenforschung und Soziologie machte, gründete er das Plattenlabel „Dim Mak". Im Laufe der folgenden Jahre veröffentlichte er darauf unter anderem das gefeierte erste Album von Bloc Party und andere Indie-Bands wie Klaxons oder The Von Bondies. In L.A. veranstaltete er mit dem mittlerweile verstorbenen DJ AM Underground-Partys.

Über die Jahre entstand daraus ein globales Produkt, das unter anderem auch davon lebt, dass Aoki in wirklich jedes Land reist, das ihn auftreten lässt und die Show in den Vordergrund stellt. Dass er mittlerweile auch musikalisch angenommen wird, beweisen wohlmeinende Worte von Kollegen wie Tiësto, die ebenfalls in der Dokumentation auftreten.

Aokis Auftritt eröffnet die Konzertsaison im BH Hotel in Magaluf, das ebenso wie die derzeit geschlossene BCM-Diskothek zur Cursach-Gruppe gehört. Weitere Konzerte sind für den 15. Juli und den 22. August geplant. Und sollte das BCM bis dahin wieder eröffnet sein, steht auch dort am 10. Juli eine Show an.

Steve Aoki, BH Hotel Mallorca, 15.6., 35 Euro, Programm unter: de.bhmallorca.com/livekonzerte