Der Mann ist eine echte Kapazität. Und als solche darf sich Jordi Savall ruhig mal ein wenig Trotz erlauben. Vielleicht muss er es sogar. Der inzwischen 76-jährige Gambenspieler - auch Schoßgeiger genannt - muss niemandem mehr beweisen, was er kann. Er hat in mehr als 40 Jahren seines Wirkens inzwischen über 170 CDs eingespielt, seine Tonträger millionenfach verkauft und gilt als einer der wichtigsten, wenn nicht als der wichtigste Vertreter der Gambe unserer Zeit.

Dazu ist er vielfach ausgezeichnet und bekam etwa 2009 in Deutschland den Händelpreis der Stadt Halle für seine hervorragenden Dienste um die Pflege der Werke des aus der Stadt in Sachsen-Anhalt stammenden Komponisten verliehen. Den Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik heimste er 2003 für seine CD-Einspielungen ein, und in Frankreich verlieh man ihm 1992 den César, das französische Äquivalent zum Oscar für die Filmmusik im Streifen „Tous les matins du monde".

Preis wegen Desinteresse abgelehnt

Deshalb hörte auch ganz Spanien hin, als der Katalane, der am Sonntag (3.9.) um 20 Uhr im Konservatorium von Palma gemeinsam mit dem Barock-Gitarristen Xavier Díaz-Latorre auftritt, Ende 2014 eine der höchsten Auszeichnungen, die man in diesem Land bekommen kann, demonstrativ ablehnte. Savall sollte vom spanischen Kulturministerium den Nationalen Musikpreis bekommen.

Doch der Künstler, eigentlich ein ruhiger und besonnener Zeitgenosse, schrieb in einem offenen Brief an das Ministerium, dass er sich zwar außerordentlich geehrt fühle, er aber die Auszeichnung nicht annehmen könne, weil sie von der Institution käme, die für das „dramatische Desinteresse und die schwerwiegende Inkompetenz bei der Förderung der Kunst und Künstlern in Spanien" verantwortlich sei.Schuld war auch die Mehrwertsteuer

Die tief sitzende Empörung über die Kulturpolitik von Minister José Luís Wert habe schwerer gewogen als die Freude über eine „späte Auszeichnung einer über 40 Jahre währenden Anstrengung, die Musik als Kraft und Sprache der Zivilisation und des Zusammenlebens" zu etablieren. Vor allem die Entscheidung Werts, den Kultursektor mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 21 Prozent zu belasten, stieß bei Savall auf Empörung und war wohl der ausschlaggebende Punkt für die Verweigerung des Preises. Eine Auszeichnung, die Savall aufgrund seines Wirkens durchaus verdient hätte.

Seinen internatio­nalen Durchbruch feierte der 76-Jährige mit dem Film „Tous les matins du monde" 1991, für den er die Filmmusik komponierte. In dem Streifen von Alain Corneau wirkten unter anderem Gérard Depardieu und sein 2008 verstorbener Sohn Guillaume mit. Auch heute erzählt Savall noch gern, dass viele Kinogänger während des siebenminütigen Nachspanns sitzenblieben, weil sie so von der Musik ergriffen waren. Auch als Musikologe und Orchesterleiter machte sich Savall einen Namen. Sein Verdienst ist es vor allem, antiken Instrumenten wie etwa der gerade für Spanien typischen Gambe wieder Gehör verschafft zu haben. Sein Repertoire umfasst mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte, angefangen im Mittelalter bis weit über den französischen Barock hinaus.

Die Schönheit der Musik

In einem Interview mit dem „Diario de Mallorca" erklärte Savall einst seine Vorliebe für die Gambe. Sie stehe im Gegensatz zu den spektakuläreren Streichinstrumenten in großen Orchestern für melancholische, emotionale, ja geradezu tragische Situationen. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert hatte die Gambe eine große Bedeutung in Spanien, weil sie „am besten den menschlichen Gesang imitieren" konnte. Im Grunde gehe es Savall, wie er sagt, aber darum, Gefühle und die Schönheit der Musik weiterzugeben, wenn er an der Gambe sitze. Davon können sich die Zuhörer am 3. September in Palma selbst überzeugen.

Karten für das Konzert gibt es für 30 Euro unter www.giglon.com