Es scheint, als wäre Joan Miró gerade kurz auf Toilette gegangen. Im luftig-hellen Atelier auf dem Gelände der Miró-Stiftung in Palma sieht alles immer noch mehr oder weniger so aus wie in den 80er-Jahren, als das Maler­genie ein letztes Mal den Pinsel beiseitelegte. Ab 1956 hatte der Katalane (1893-1983) hier gearbeitet. Der Erbauer des Ateliers war ein Freund von ihm, der Architekt Josep Lluís Sert (1902-1983).

Sert setzte das elegante Gebäude an einen Hang. Und das ist nun das Problem. „Diese Lage begünstigt das Eindringen von viel Feuchtigkeit", so die für die Sammlungen zuständige Expertin der Miró-Stiftung, Patricia Juncosa, zur MZ. „Von den Wänden bröckelt der Putz, auch einige Fliesen haben sich schon erhoben." An einer aus Natur­steinen bestehenden Wand finden sich sogar Salzreste, die das Wasser aus der Erde saugen.

Drei Monate puntuelle Arbeiten

So kann das nicht weitergehen. Ab Februar soll die Feuchtigkeit aus dem denkmalgeschützten Atelier verbannt werden. Das Projekt mit einem Etat von knapp 86.700 Euro ist am Montag (27.11.) in Anwesenheit von Palmas Bürgermeister Antoni Noguera (Més) offiziell vorgestellt worden. Die Stadt hat inzwischen eine entsprechende Ausschreibung gestartet.

Das Atelier befindet sich in Steinwurfweite von den modernen Ausstellungsräumen der Stiftung. „Drei Monate werden wir dort punktuelle Arbeiten ausführen", sagt Patricia Juncosa. „Es wird eine dringend nötige Drainage gelegt, die das Wasser nicht mehr hineinsickern lässt, sondern nach außen ableitet." Außerdem sollen die Arbeiter an einer angrenzenden Feuchtigkeitsschutzkammer Schlitze anbringen, damit sich die Luft dort endlich bewegen kann, was bislang nicht der Fall war. Maler werden die Wände mit der gleichen Farbe anstreichen, die die Besucher lieb gewonnen haben.

"Es wird nichts hinzugefügt"

Die alten Fliesen werden beibehalten. „Wenn wir das Atelier im Juni wiedereröffnen, wird alles genauso wie früher aussehen", verspricht Patricia Juncosa. „Die genau 3.033 Kunstwerke, Möbel und Werkzeuge werden an den gleichen Stellen platziert, es wird nichts hinzugefügt."

Die Museumsverantwortlichen wollen die Arbeiten dennoch für Veränderungen nutzen. „Den neben dem Atelier gelegenen, von vielen Besuchern übersehenen kleinen Raum werden wir als Ausstellungsraum nutzen", sagt Juncosa. Auch ein Dokumentarfilm soll dort gezeigt werden. Der Ateliereingang wird so verlegt, dass man um diesen espai de interpretació (wörtlich: Interpretationsraum) in Zukunft nicht mehr herumkommt.