Posidònia: "Música Mediterrània", Blau

Das beste Album des Jahres. Posidònia, eine Band bestehend aus fünf Musikern von den Balearen und einem Schweden, wurde im Auftrag von Miquel Àngel Sancho, dem Chef des Plattenlabels Blau, gegründet. Sancho war immer wieder auf Musikmessen gefragt worden, ob er nicht eine Band auf Lager hätte, die traditionelles mallorquinisches Liedgut in moderner Form interpretiert. Sancho fragte bei der Sängerin Marta Elka und dem Gitarristen Toni Pastor an. Heraus gekommen ist „Música Mediterrània", ein Album voller Energie, eingängiger Melodien und origineller Arrangements. Das Sextett kombiniert Klassiker wie „La Balanguera" mit Songs wie „Lluna" aus der Feder von Elka, die den Folkliedern sowohl in Qualität als auch in Intensität in nichts nachstehen.The Wheels: "The Year of the Monkey", Espora Records

Es war das erste große Highlight des Jahres. Das Quintett The Wheels, dessen Mitglieder alle noch nicht die 25 Jahre erreicht haben, präsentierte sich mit seinem zweiten Album „The Year of the Monkey" in Bestform. Psychedelische Sounds, die an die 60ies erinnern, gepaart mit Guille Borrás, dessen Stimme Ähnlichkeit mit der von John Lennon hat. Aber anstatt die Musik von damals einfach zu kopieren, wirkt es so, als ob The Wheels die Musik weiterdenken ins Jahr 2017. Der spanische Kulturradiosender kürte das Album Ende Januar zur „Gourmetplatte der Woche" und spielte die Single „Mr. Hyde" rauf und runter. Auch die David-Bowie-Hommage „Jesus Came from Mars" war viel im Radio zu hören.Die Band tourte nach der Veröffentlichung durch Spanien, die USA und Mexiko.

Los 5 del Este: "Todas sus grabaciones", Ramalama

Die 60er-Jahre waren eine gute Zeit, um Musiker auf Mallorca zu sein. Die Hotels suchten händeringend nach guter Abendunterhaltung, und wer dabei war, konnte gutes Geld verdienen. Die erfolgreichste Band jener Zeit stammte aus Cala Millor. „Los 5 del Este" (Die Fünf aus dem Osten) waren jung, gutaussehend und kombinierten die Hits jener Zeit mit eigenen Songs, die sie wiederum selbst zu Hits machten. „Noches de Verano" (Sommernächte) erzählt etwa von einer Zeit, in der Mallorquiner und Touristen (wobei wohl eher Frauen gemeint waren) noch einander nahekamen. An den Rezeptionen der Hotels konnte man ihre Platten kaufen, die Touristen nahmen sie mit und trugen sie in die Welt. Die Hits der Band sind nun auf der Doppel-CD „Todas sus grabacio­nes 1964-1967" neu ver­öffentlicht worden.

Joan Miquel Oliver: "Atlantis", Legacy

Er ist vermutlich der größte Popstar, den Mallorca zurzeit aufbieten kann. Joan Miquel Oliver, einst der Kopf der Erfolgsband Antònia Font, überzeugt seit Jahren mit eingängigen Popmelodien und etwas skurrilen Texten. Sein viertes Soloalbum Atlantis führt die musikalische Linie konsequent weiter. Doch auch wenn die Texte sich bisweilen noch in Olivers Fantasiewelt begeben - so handelt „Rumba del Temps" von einem Uhrenmacher, der aufgrund der Relativitätstheorie den Glauben an die Zeit verliert -, klingen auf dem Album auch gesellschaftskritische Töne durch. „Posidònia" kritisiert den Tourismus auf der Insel recht deutlich. Und die Bedeutung des Titelsongs „Atlantis" als untergegangenes Inselreich bedarf keiner tiefen Interpreta­tionskünste.Ceremoney: "The Recovery", Tuzz Records

In der Form kein Album, sondern nur eine EP, aber Ceremoney sind sicherlich eine der besten jungen mallorquinischen Bands. Ihre Ursprünge im von Karibiksounds in­spirierten Indierock haben sie auf dem erst Anfang Dezember veröffentlichten „The Recovery" ein wenig zurückgefahren. Statt süßlicher Tiki-Melodien gibt es nun rockigere Songs. Die vier Lieder auf der EP geben dennoch die stilistische Bandbreite der Band wieder. Der erste Song „Monkey Bread" ist ein dreckiger Nullerjahre-Indiesong. „The Sweetest Girl" ist der typischste Ceremoney-Song mit charakteristischem Oh-Oh-Refrain und hohen Tonlagen in den Strophen. „Station" könnte von The Jam sein. „Pelican Bay" bietet zum Abschluss schnellen, tanzbaren Rock'n'Roll mit eingängigem Refrain.