Norbert Fimpel schraubte in der Dunkelheit des Saals sein Saxofon zusammen, wartete, bis der Song zu Ende war, dann stieg er auf die Bühne. Unangekündigt. Er begrüßte den Sänger, den er erst eine Woche zuvor bei einer Aufnahme-Session kennengelernt hatte, und fing an zu spielen. Und siehe da, es flutschte. Am nächsten Tag rief Sänger Tolo Servera bei Fimpel an und fragte den deutschstämmigen Argentinier, ob man nicht häufiger etwas zusammen machen wollte.

Fünf Jahre später haben Fimpel und Tolo Servera ihr mittlerweile zweites Album aufgenommen, schlicht „2" betitelt. Es erscheint diese Woche. Wie schon beim Vorgänger „Ours & Theirs" kombinieren die beiden Musiker abwechselnd eigene Kompositionen mit Hits aus vergangenen Jahrzehnten. Es sind minimalistisch arrangierte Songs. Serveras Akustikgitarre, eine sanfte Percussion und Fimpels Saxofon begleiten den Gesang.

Der Unterschied zum Debüt­album besteht vor allem darin, dass sich die beiden Freunde diesmal Gäste ins Heimstudio an der Playa de Palma geholt haben. Der italienische Trompeter Pepe Ragonese begleitet bei der Ballade „Forever" aus der Feder Serveras. Die Sängerin Alicia Nilsson singt beim Herzschmerz-Duett „Like The Air" mit, das von Fimpel komponiert wurde. Und für die Cover-Version von „Pick Up The Pieces" von der Average White Band verpflichteten sie den Saxofonisten Malcolm Duncan von eben jener schottischen 70er-Jahre-Kapelle.

Spezialität Lücken füllen

Es ist auch das einzige Stück auf dem Album, in dem das Saxofon die Melodieführung übernimmt. Ansonsten dominiert der Gesang. Fimpel kümmert sich um die Fill-Ins, füllt also die Lücken ohne Gesang mit kurzen Improvisationen. Es ist die Rolle, in der sich der Musiker, der seit 16 Jahren auf Mallorca lebt, nach eigener Aussage am wohlsten fühlt. Und die er bei zahlreichen Engagements für internationale Musiker aus der Rock- und Pop-Szene

übernommen hat.

„2" ist ein sanftes Album, das keine Angst vor ein wenig Pathos hat. Das aber auch hier und da mit einem Augenzwinkern daherkommt. Der funky Einstieg in der Coverversion von Oasis' „Wonderwall" gibt dem vor allem von Straßenmusikern zu Tode gespielten Song eine originelle Note. Und auch dass beim Eröffnungssong „Don't Wanna Miss A Thing" kein Aerosmith-Cover, sondern ein absolut Kommerzradio-tauglicher Popsong aus Eigenkomposition lauert, ist eine angenehme Überraschung. Bei der Auswahl der Cover gehen die beiden Musiker auf Nummer sicher und interpretieren Lieder der großen Namen der Popgeschichte. Neben dem von Oasis und der Average White Band gibt es welche von U2, Eurythmics, Maroon 5, The Police und Prince. Wobei es Fimpel und Servera durchaus gelingt, jedem dieser Lieder ihre persönliche Note einzuhauchen.