Es sei eine „bewegte Zeit" gewesen, sagt Kurator Josep Salvador über die Jahre 1914-1945, von denen die neue Ausstellung im CaixaForum „Las vanguardias históricas. Construyendo nuevos mundos" handelt (Die historische Avantgarde. Neue Welten erschaffen). Ein interessanter Euphemismus. Eine Zeit zwischen extremen politischen Positionen, zwischen Fortschrittsglaube und der Zerstörung durch zwei Weltkriege. Eine Zeit, in der die Kunst diese Spannungen in Surrealismus und Dadaismus, in Faszination für Maschinen, in Ergründung der Formen und letzten Endes in politische Propaganda umsetzte.

259 Arbeiten sind ausgestellt. Kein Vergleich zu den 1.000 Werken, die bei der ersten Station der Wanderausstellung in Valencia gezeigt wurden. Und dennoch ausreichend, um eine Schau zusammenzustellen, mit der man sich ohne Probleme einige Stunden auseinandersetzen könnte.Avantgarde in zehn Kapiteln

Ein Großteil der Arbeiten stammen aus der Sammlung des Instituto Valenciano de Arte Moderno (IVAM, Valencianisches Institut für moderne Kunst). In zehn Kapiteln, also zehn verschiedenen Räumen, taucht die Ausstellung thematisch in die verschiedenen Kunstströmungen ein. Ganz am Anfang stehen Arbeiten von Marcel Duchamp und Man Ray. Von Duchamp werden unter anderem Drehscheiben gezeigt, die sich in optische Illusionen verwandeln. Man Rays Fotografien ergründen die Grenzen von Form und Licht.

Es sind viele deutsche Werke dabei - angesichts der künstlerischen Bedeutung der Weimarer Republik nicht weiter verwunderlich. Gleich im zweiten Raum etwa entdeckt man ein illustriertes dadaistisches Kinderbuch von Kurt Schwitters. Die Seiten sind einzeln in Glaskästen ausgestellt, sodass man die Geschichte ganz lesen kann.

Inspiriert von Bauhaus

In Raum sechs, im oberen Stockwerk, findet sich eine kleine Auswahl an Alltagsgegenständen, die von dem Design des Deutschen Werkbunds, der Wiener Werkstätten und Bauhaus inspiriert sind. Die Stücke stammen aus der Privatsammlung des Valencianers Alfaro Hofmann. Unter anderem ist eine Reproduktion der Küche des Hauses zu sehen, das der niederländische Architekt Gerrit Rietveld 1924 für Truus Schröder-Schräder in Utrecht baute und das seit einigen Jahren als Weltkulturerbe katalogisiert ist.

Die politischen und propagandistischen Elemente der Kunst jener Jahre sind in Raum sieben ausgestellt. Zum einen hängen hier Poster der sozialistischen Arbeiterbewegung in Russland. Zum anderen die berühmten nazikritischen Titelseiten, die der Berliner Künstler John Heartfield für die „Arbeiter Illus­trierte Zeitung" gestaltete.

Charlie Chaplin und Spaß für Kinder

Verteilt über „Las vanguardis históricas" sind zudem Stummfilme zu sehen - in voller Länge. Charlie Chaplins „Modern Times" oder Sergei Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin" etwa stehen stellvertretend für diese Epoche.

Das CaixaForum ist stets auch um pädagogische Elemente bemüht. Bei dieser Ausstellung gibt es im Kinderraum die Möglichkeit, selbst propagandistische Plakate mit einer Botschaft nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Neben den Lichttischen haben die Ausstellungsmacher eine kleine Bühne mit eingebautem Plastik­lautsprecher aufgestellt, von der aus man sein Plakat präsentieren und seine Botschaft ins Publikum brüllen kann.

Las vanguardias históricas 1914-1945. Construyendo nuevos mundos, CaixaForum Palma, bis 17.6.