Es war einst ein wahrer Kassenschlager: Knapp 20 Jahre lang stand die Zarzuela „El reloj de Lucerna" nach der Uraufführung 1884 im Teatro Apolo in Madrid auf dem Programm. Komponiert hatte sie der Mallorquiner Pere Miquel Marquès (1843-1918). Erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts geriet das Stück in Vergessenheit. Am Samstag (7.4.) und Sonntag wird es im Teatre Principal wieder zu sehen sein - zum ersten Mal seit über hundert Jahren.

„Das Überraschende ist weniger, dass das Stück in Vergessenheit geraten ist, sondern, dass es sich überhaupt so lange im Programm gehalten hat", sagt Álvaro Torrente, der Leiter des Instituto Complutense de Ciencias Musicales in Madrid. Eine Gesamtpartitur gab es nicht mehr, die einzelnen Stimmen mussten aus verschiedenen Aufführungen zusammengesucht werden. Das Musik-Forschungsinstitut hat die erhaltenen Fragmente in einer wahren Puzzlearbeit wieder zusammengefügt.Weitaus facettenreicher als angenommen

„2014 haben wir eine Zusammenarbeit mit dem Teatre Principal beschlossen", sagt Torrente. „Wir haben uns für die Recherche zu diesem Stück entschieden, weil es zeigt, dass die Zarzuela, die eher mit der Operette verwandt ist, weitaus facettenreicher war, als heute allgemein angenommen."

In „El reloj de Lucerna" geht es um den Sohn einer reichen Witwe, der das Volk zum Aufstand gegen einen bösen Tyrannen anstachelt, der auch für den Tod des Vaters verantwortlich ist. Der Aufrührer wird zum Tode verurteilt. Kurz vor der Hinrichtung rebelliert das Volk aber gegen den Herrscher. „Im Grunde ist das Stück eine gotische Tragödie, auch wenn es ein Happy End hat", sagt Torrente. „Dieser Aspekt des Todes auf der Bühne ist untypisch für die klassische Zarzuela."

Einen ausgezeichneten Ruf

Pere Miquel Marquès gilt als einer der wichtigsten spanischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, der neben Musiktheaterstücken auch fünf Sinfonien schrieb und bisweilen als „spanischer Beethoven" bezeichnet wurde. „Er hatte weit über Mallorca hinaus einen ausgezeichneten Ruf", sagt Torrente. Zu Marquès anderen erfolgreichen Werken gehören unter anderem „El anillo de hierro" und „El monaguillo".

„Marquès hatte seine kompositorische Ausbildung in Paris durchlaufen", sagt Torrente. „Er kannte sich bestens mit den Moden und Trends der Zeit aus. Das erlaubte ihm, die Zarzuela als Genre viel weiter zu fassen."

El reloj de Lucerna, Pere Miquel Marquès, Teatre Principal, 7.4. (20 Uhr), 8.4. (18 Uhr), Karten 8- 35 Euro