Es sind Sätze, die auf Mallorca immer wieder zu hören sind, wenn man sich mit Künstlern oder Musikern unterhält: „Es ist sehr schwierig und teuer, rauszukommen. Das liegt an der Insellage." Vielleicht rollt Albert Petit hinter der Sonnenbrille, die er während des ganzen Gesprächs aufbehält, mit den Augen, wenn er so etwas hört.

Vor fünf Jahren ist der Katalane auf die Insel gekommen, damals als Projektleiter der Hotelkette Barceló. Der 36-Jährige machte sich schnell als Soul-DJ und später auch als Sänger der Garage-Band Los Amazonas in der hiesigen Musikszene einen Namen. Vor anderthalb Jahren wurde das Arbeitsverhältnis mit der Barceló Group aufgelöst. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon angefangen, eine befreundete Band, Lava Fizz, zu managen", erzählt er. Nach kurzer Zeit beschloss er, daraus seinen Job zu machen.Auftritt mit Franz Ferdinand

Nun kann seine Ein-Mann-Künstleragentur Pink Tiramisu - der Name ist ein Insiderwitz - erste größere Erfolge verbuchen: Die blutjunge mallorquinische Rockband Go Cactus spielte in Madrid als Vorgruppe von Franz Ferdinand, und die Psychedelic-Band The Wheels kündigte eine Welttournee an, die sie bis nach Australien führen wird. In den USA soll The Wheels zusammen mit einer weiteren mallorquinischen Band namens Escorpio beim Ruidofest in

Chicago spielen, dem größten Latino-Musikfestival des Landes. Und das Quartett Bilo spielt im November in Berlin und Potsdam.

Vom Festland auf die Insel gezogen zu sein, sei hilfreich, um nicht dem allgegenwärtigen Pessimismus zu verfallen, dass alles sowieso zu schwierig sei, um Erfolg zu haben, sagt Albert Petit. „Die Barriere ist in den Köpfen, sie hat nichts mit der Insellage zu tun. Eine Band aus Galicien hat es genauso schwer, ein Konzert in Madrid zu spielen."

Nicht besser auf Spanisch?

Das Engagement müsse von den Bands selbst kommen. „Ich verlange Einsatz von den ­Musikern, mit denen ich arbeite", sagt Petit. „Ihnen muss klar sein, wohin sie wollen. Nur dann macht es Sinn, dass sie sich einen Manager holen." Zehn Bands hat er derzeit in seinem Portfolio. In das Künstlerische wolle er sich nicht einmischen. „Aber wenn ich etwa sehe, dass eine Band eine schlechte Aussprache auf Englisch hat, frage ich sie schon mal, ob es nicht besser wäre, auf Spanisch zu singen." Oder ob es nicht besser wäre, den Song auf der Platte drei bis vier Minuten lang zu machen. Live könne man ihn in die Länge ziehen. „Es sind manchmal kleine Dinge, die dabei helfen, eine Band auf den richtigen Weg zu lenken." Gezwungen werde aber natürlich niemand.

Die mallorquinische Musik­szene durchlebe einen guten Moment, es gebe eine große Vielfalt und viel Qualität, sagt Petit. Auch das sind Sätze, die man immer wieder hört. Aber wird das von außen auch so gesehen? „Ich glaube, dass die Promotion gerade sehr gut läuft. Nehmen wir etwa die Band Zulu Zulu, die international sehr erfolgreich ist, unter anderem auf den Azoren und in Chile gespielt hat. Oder das Label Bubota mit Bands wie FEA oder Joana Gomila Folk Souvenir." Wenn etwas aus Mallorca kommt, werde es in den nationalen Medien, etwa dem Magazin „Mondosonoro" oder dem Radiosender Radio 3, durchaus wahrgenommen. „Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so."Trauerspiel Live-Konzerte

Doch damit eine starke Szene wachsen kann, braucht es auch ein starkes Publikum auf der Insel. Mallorca gilt nicht gerade als gutes Pflaster für Live-Konzerte. Ein verbreitetes Klischee lautet, dass schon fünf Euro Eintritt dem mallorquinischen Konzertgänger zu viel sind. Selbst bei bekannteren oder internationalen Künstlern ist es nicht besser. Die Zeitung „Ara Balears" nannte am vergangenen Wochenende Konzertbesucherzahlen aus den vergangenen Jahren. Darunter unter anderem: Marianne Faithful, 202 Zuschauer. Henry Rollins, 50.

Zudem gebe es kaum gute Konzertsäle, so Albert Petit. „Und die Stadt- und Gemeindeverwaltungen erschweren es, Konzerte zu organisieren. Genehmigungen werden nicht erteilt, bereits bestehende Säle geschlossen." All das würde sich direkt auf seine Arbeit auswirken, so Petit. „Manchmal lade ich Promoter aus dem Ausland ein, damit sie sich hier eine der Bands angucken. Aber was bringt das, wenn dann im Publikum nur drei Menschen stehen?"

Und die Touristen?

Unter diesen Voraussetzungen sei es natürlich schwierig, dass sich die mallorquinischen Bands unter den Millionen Touristen, die jährlich auf die Insel kommen, ein Publikum erspielen. „Das wäre natürlich das Beste", sagt Petit. „Es käme allen Beteiligten gelegen, wenn man das internationale Publikum an die lokale Musikszene heranführen könnte." Das Pro­blem sei, was Touristen von einem Mallorca-Urlaub erwarten. „Auch wenn viele von ihnen sicherlich kulturinteressiert sind, haben sie das Konzertangebot meistens nicht im Auge."