Es sah nicht gut aus für Königin Anna Mauricia von Österreich. Direkt nach ihrer Eheschließung mit Louis XIII. von Frankreich hatte sie drei Fehlgeburten erlitten und wurde mit Missachtung gestraft. Wer keinen Thronfolger gebären konnte, hatte am Hof nichts zu suchen. Dann aber kam der 5. Dezember 1637. Der Gatte war gerade auf dem Weg nach Versailles, musste aber wegen eines Sturmes im Louvre einkehren, wo die Königin ihr Winterlager eingerichtet hatte. Da zu der Zeit nur die bewohnten Räume beheizt wurden, machte es sich der Regent notgedrungen bei seiner Gattin gemütlich. Der Mangel an Netflix zu jener Zeit führte dazu, dass Anna neun Monate später im Alter von 37 und nach 22 Ehejahren einen gesunden Sohn zur Welt brachte -den späteren Sonnenkönig Louis XIV. Die Geburt eines zweiten Sohnes zwei Jahre später rehabilitierte Anna vollends.

Von dem stürmischen Schicksal, das sie erwarten würde, konnte das kleine Mädchen natürlich noch nichts ahnen, als sie 1607 vom spanischen Maler Juan Pantoja de la Cruz gemalt wurde. Der Maler stellte die damals sechsjährige Anna in einem grauen Kleid dar. Unter der Halskrause hängt ein großes Kreuz über der Brust. In der linken Hand hält sie ein gesticktes Seidentuch. Ihre rechte Hand lehnt an einem mit rotem Samt überzogenen Tisch. Sie sieht aus wie eine kleine Erwachsene mit blasser Haut.

Wiedersehen mit dem Gatten

Das Gemälde, das von Annas Mutter Margarethe von Österreich in Auftrag gegeben wurde und sich aktuell im Besitz der Madrider Abeló-Sammlung befindet, kann bis September im Museum Sa Bassa Blanca in Alcúdia betrachtet werden. Es wird in der 150 Gemälde umfassenden museumseigenen Dauerausstellung von Kinderporträts aus dem 16. bis 19. Jahrhundert gezeigt.

Dort trifft die kleine Anna auf einen Bekannten: die von Ben und Yannick Jakober angelegten Sammlung beherbergt gleich zwei Gemälde von dem kleinen Dauphin Louis XIII., die von Frans Pourbus dem Jüngeren gemalt wurden. So treffen die beiden Eheleute gewissermaßen wieder aufeinander - zu einem Zeitpunkt, als sie noch nichts von ihrem gemeinsamen Schicksal wussten.

Gleichzeitig ist es auch ein erneutes Aufeinandertreffen von zwei Altmeistern der Hofmalerei aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Pantoja (1553-1608) ist unter anderem für sein Porträt der spanischen Infantin Isabella Clara

Eugenia aus dem Jahr 1599 bekannt, das in der Alten Pinakothek in München hängt. Ein Jahr später porträtierte sie auch Pourbus der Jüngere (1569-1622). Das Gemälde hängt im Kensington Palace in London. Isabella wiederum war die Tante Anna Mauricias von väterlicher Seite.

Lebe lieber ungewöhnlich

Das Leben der Königin verlief auch nach der Geburt der Söhne alles andere als in geregelten Bahnen weiter. Ihr Gatte hatte vor seinem Tod 1643 verfügt, dass nicht sie, sondern ein Regentschaftsrat über das Land wachen sollte. Doch Anna ließ diesen Absatz des Testaments annulieren und führte einen bereits 1635 gegen ihren Bruder Philipp IV. von Spanien angezettelten Krieg weiter. Auch nachdem ihr Sohn Louis, mit dem sie ein inniges Verhältnis pflegte, 1651 im Alter von 13 Jahren als volljährig und damit regierungsfähig erklärt wurde, mischte Anna, die als Schönheit galt, in der ­Politik mit. Sie verstarb 1666 an ­Brustkrebs.

Das Museum Sa Bassa Blanca öffnet am 19.5. von 10 bis 15 Uhr. Um 12.45 Uhr gibt es ein Glockenkonzert des Klangkünstlers Llorenç Barber. Das Museum finden Sie am besten, wenn Sie nach Alcúdia fahren und dort der lilafarbenen Ausschilderung folgen.