Die Vertragsverlängerung von Pablo Mielgo als künstlerischer Leiter der Balearen-Sinfoniker ist seit vergangenem Wochenende in trockenen Tüchern. Er scheint sich wohl u fühlen: Gemeinsam mit seiner Frau, der Regensburger Geigerin Nina Heidenreich sowie dem gemeinsamen Kind, kauft er gerade ein Haus in El Toro. Wir treffen Pablo Mielgo vor dem letzten Konzert der Abo-Saison am Donnerstag (17.5.) im Auditorium (20 Uhr, Karten für 22 bzw. 32 Euro an der Abendkasse) im benachbarten Café Cappuccino am Paseo Marítimo

Sie sind jetzt vier Jahre auf Mallorca. Wie sieht bisher Ihre Bilanz aus?

Ich bin sehr zufrieden. Die erste Herausforderung, ein qualitativ hochwertiges Programm von internationalem Anspruch auf die Beine zu stellen, ist ganz gut gelungen, denke ich. Der Qualitätssprung, auch bedingt durch das Engagement zahlreicher renommierter Solisten, hat dem Orchester einen Schuss Selbstbewusstsein gegeben. Außerdem war wichtig, das Thema Finanzen in geordnete Bahnen zu bringen.

Dann könnten Sie sich jetzt ja zur Ruhe setzen, wenn alles läuft.

Es gibt natürlich noch zahlreiche Projekte für die Zukunft. Dazu gehört zum Beispiel die Fertigstellung unseres Hauptsitzes im Viertel Nou Llevant. Der wird hoffentlich in gut zwei Jahren bezugsfertig sein. Daneben ist das Hauptziel, endlich das Orchester mit dem eigentlich vorgesehenen Personal auszustatten und die Stellen, die in den vergangenen Jahren weggefallen sind, wieder zurückzugewinnen.

Wie viele sind das?

Laut Vereinbarung bestehen die Balearen-Sinfoniker aus 75 festangestellten Musikern. Derzeit haben wir 61. Der Prozess ist im Gange. Wir werden die Stellen auf jeden Fall besetzen. Man darf nicht vergessen, dass wir aus einer dramatischen Wirtschaftskrise kommen.

Die Musiker haben vor ein paar Monaten mit Streiks gedroht, sollten die Stellen nicht bald besetzt werden. Gehen sie wirklich so auf dem Zahnfleisch?

Man muss zunächst mal die Leistung der Musiker anerkennen, die mit 14 Festangestellten weniger inzwischen 45 verschiedene Programme in einer Spielzeit absolvieren. Bevor ich angefangen habe, waren es 29 Progamme. Wir befinden uns jetzt schon am Limit. Auf der anderen Seite ist das Orchester inzwischen wieder in ruhigerem Fahrwasser, es gibt einen Plan für die Zukunft und keine Existenzangst mehr. Aber die Musiker haben natürlich das Recht, etwas einzufordern, von dem auch ich der Meinung bin, dass es berechtigt ist.

Daneben gab es Aufruhr um die Ausschreibung für Interimsstellen im Ensemble. Die Bewerber sollten Katalanisch-Kenntnisse aufweisen. Der Aufschrei war groß, aber was ist so schlecht daran, wenn Musiker mit zeitlich befristeten Verträgen etwas Inselkolorit mitbringen?

Das Wichtigste ist das künstlerische Niveau, das ist und bleibt entscheidend dafür, ob jemand eingestellt wird oder nicht. Ich finde darüber hinaus aber, dass es kein Problem sein sollte, örtliche Besonderheiten zumindest im Hinterkopf zu haben. Nur werden leider zurzeit Themen wie die Sprache, die die Musiker nicht betreffen, zu verbittert gesehen. Es wird doch nie darauf hinauslaufen, dass ­Katalanisch-Kenntnisse den Ausschlag geben bei der Besetzung einer Stelle bei den Sinfonikern. Wir sollten ein Orchester nicht politisieren mit derartigen Fragen.

Wie wird gewährleistet, dass die künstlerische Qualität weiterhin den Vorrang bei den Einstellungen hat?

Wir sind ein Tribunal aus 15 bis 20 Leuten, gebildet aus den Musikern und mir. Die Bewerber spielen hinter einem Vorhang vor, wir können sie nicht sehen, nur hören. Und dann gibt jeder der Jurymitglieder eine Punktzahl, die zusammengerechnet wird. Wie sollen wir da wissen, wer Katalanisch-Kenntnisse hat und wer nicht? Wenn der Klang nicht überzeugend ist, dann nehmen wir den Bewerber eben nicht, Punkt. Die Regelung würde lediglich in dem unwahrscheinlichen Fall greifen, dass tatsächlich einmal zwei Bewerber die exakt gleiche Punktzahl erreichen.

Musiker von der Insel haben es nicht einfach. Womöglich zielt die Katalanisch-Regelung darauf ab, den Musikern von hier einen Start zu erleichtern.

Musiker haben es nirgends einfach. Aber das Tolle an der Musik ist doch: Du kannst dich auf allen fünf Kontinenten bewerben. Musik ist universal. Statt im Klein-Klein zu verharren, sollte man anfangen, im Großen zu denken. Die Internationalität macht doch den Reichtum eines Orchesters aus. Wir haben Musiker aus

17 verschiedenen Nationalitäten in Palma.

Nichts hört man seit einiger Zeit von den von Josef Egger gegründeten Amics de la Simfònica. Gibt es die noch?

Die existieren weiterhin, allerdings ist es aufgrund gesundheitlicher Probleme von Josef Egger etwas ruhiger um sie geworden. Aber die Amics haben uns auch in letzter Zeit immer wieder unterstützt.

Ist das Orchester denn weiterhin auf private Sponsoren angewiesen?

Seit sich die Balearen-Regierung allein des Themas angenommen hat, haben wir viel mehr Planungssicherheit. Trotzdem ist es für uns wichtig, auch private Geldgeber zu haben, beispielsweise für Reisen.

Was das Reisen angeht, ist ja noch Luft nach oben.

Das finde ich nicht. Wir haben in den vergangenen vier Jahren neunmal außerhalb der Balearen gespielt. Wir waren in Genf, Zürich, Wien, Paris oder auch in Madrid und Barcelona. Wenn man das mit anderen Orchestern unserer Größenordnung vergleicht, ist das eine gute Bilanz.

Die Abo-Saison endet, aber Sie gehen noch nicht in Sommerpause. Was ist dieses Jahr auf dem Castell Bellver geplant?

Wir präsentieren das Programm in Kürze. Es wird sowohl Sinfonien als auch Kammermusikabende geben. Mehr darf ich nicht verraten.