Von Nuria Togores

Versteckt in den unwegsamen Ausläufern des Tramuntana-Gebirges auf der Finca Menut steht Mallorcas Wald-Fabrik. Still und leise werden in der Nähe des Klosters Lluc etwa eine Million Bäume und Sträucher produziert. Damit will die balearische Landesregierung in den kommenden vier Jahren rund 650 Hektar durch Feuer und Sturm verwüstetes Land wieder aufforsten.

Herzstück der großflächigen Pflanzenzuchtanlage mit ihren zahlreichen Gewächshäusern, Feldern und Beeten ist die Samenbank, in der das Saatgut zahlreicher heimischer Pflanzenarten wie Kiefer, Steineiche oder wilder Olivenbaum (ullas-tre) geerntet, präpariert und aufbewahrt wird. Hier finden sich auch die Samen seltener und bedrohter Arten wie Eibe (teix), Kork-Eiche (Alzina surera), menorquinische Kiefer oder das vom Aussterben bedrohte, nur in Küstennähe vorkommende Strauchgewächs Lletrerassa marina.

Fein säuberlich sortiert

Insgesamt sieben Angestellte des balearischen Umweltministeriums und der ihr unterstellten Forstschutzbehörde Ibanat sind in der Baumschule beschäftigt. Sie klassifizieren unter anderem die Samen nach ihrer Herkunft. Somit ist es möglich, dass beispielsweise im Gemeindegebiet von Artà, das in den vergangenen Jahren besonders von Waldbränden heimgesucht worden ist, nur die Pflanzen zur Wiederaufforstung benutzt werden, die von dort stammen.

Einige Eicheln werden sofort eingesät, andere erst getrocknet und gelagert, um sie zum vorgesehenen Zeitpunkt in die Erde zu setzen. Pflanzensamen mögen es recht kühl und werden daher bei Temperaturen zwischen vier und fünf Grad Celsius sowie einer Luftfeuchtigkeit von fünf bis sieben Prozent gelagert.

Zwischen Anfang Oktober und Ende Januar wird in der Baumschule ausgesät. Erreichen die Pflanzen eine bestimmte Höhe, werden sie zu ihrem Bestimmungsort gebracht und dort in die Erde gesetzt. Auf ein Hektar Land werden 1.000 Setzlinge gepflanzt, von denen rund die Hälfte überlebt. Im Fall von Steineichen liegt die Überlebensrate sogar noch niedriger, hier schafft es nur jede vierte Pflanze, Wurzeln zu schlagen.

Neben Bäumen werden in der Baumschule auch Sträucher und Gewächse gezüchtet wie zum Beispiel die mallorquinische Zwergpalme (garballó), die wilden Kräutergewächse Rosmarin (romaní) und Myrte (murta) oder der Wacholder (sabina).

Eine Million Bäumchen

Sie alle sollen dazu beitragen, den durch Feuer und Sturm zerstörten Waldbestand auf den Balearen zu regenerieren. Von den für die Wiederaufforstung vorgesehenen eine Million Bäumen und Pflanzen werden 600.000 auf den Fincas der Landesregierung gepflanzt. 300.000 sollen auf privaten Grundstücken eine Heimat finden. Die restlichen 100.000 Jungpflanzen werden zu Informationszwecken in Schulen und auf Messen und Märkten verteilt.

Mallorcas Landes-Baumschule hat Tradition. Bereits 1927 entstand der Plan, eine Pflanzenzuchtstation zu gründen, um den Baumbestand auf der Insel zu erneuern. Drei Jahre später begann das damalige balearische Forstamt mit der Aufzucht der ersten Setzlinge. Seit 2002 wird hier in besonderem Maß auf die Pflege endemischer und einheimischer Arten Wert gelegt. Derzeit beginnen etwa 70 endemische Pflanzen täglich in der Baumschule zu keimen.