Goldfarbene Kakteen gelten in China als Glücksbringer. Hunderte der stachligen Gesellen stehen in Ses Salines eng beieinander, manche von ihnen blühen gelb, einige tragen Früchte. Viele der Echinocactus grusonii, legen den Sommer über eine Wachstumspause ein, dann zieht man sie mit Seilschlingen samt Wurzeln aus der trockenen Erde. Gut verpackt treten sie im September - in riesigen Containern - ihre Reise ins südchinesische Guangzhou, nahe Hongkong, an.

„Der Goldkugelkaktus ist der König der Kakteen“, sagt Toni Moreno. Der 67-Jährige stammt aus Ses Salines, wo sich auch das größte Anwesen der Familie March, „s‘Avall“, befindet. Doña Carmen, die Ehefrau des Bankiers Juan March, finanzierte im Jahre 1955, Moreno war damals 14, seine Ausbildung an der Gartenbaufachschule in Barcelona. Nach der Ausbildung sammelte und pflegte er zehn Jahre lang Mallorcas größte Kakteensammlung in „s‘Avall“.

Die Besichtigung des Privatgartens ist heute nur wenigen ausgewählten Besuchern gestattet. Vielleicht hat Toni Moreno von der Familie March die Einstellung übernommen, dass man seinen Reichtum nicht gleich an die große Glocke hängt. Seine Kakteengärtnerei in Ses Salines ist ein Juwel im Verborgenen. Bei den Mitgliedern der „Mediterranean Garden Society“ gilt sie als Geheimtipp. Werbung ist für ihn ein Fremdwort - kein Schild weist in Ses Salines den Weg zum Unternehmen.

Versteckt wachsen hier auf fünf Hektar Land außer den Kugelkakteen (auch „Schwiegermutterkissen“ genannt) rund 250 meist sukkulente Arten. Moreno dirigiert die Kinderstube der Kakteen mit Pflanzenschalen und an die tausend winzigen Töpfen. Tochter Antonia Portell (36) und Schwiegersohn Fabricio Castelo (34) - er stammt aus Cuzco (Peru) - sind für die Exportlieferungen nach China verantwortlich.

Zehn Jahre lang muss ein Kugelkaktus in Ses Salines wachsen, dann ist er groß genug für die Reise nach Südchina. Dort verschenkt man bevorzugt Kakteen mit gelben Dornen - Gelb ist die Farbe der chinesischen Kaiser. Problemlos übersteht der Goldkugelkaktus - mit gestutzten Wurzeln, gut verpackt in Kartons - die zwei Monate lange Reise nach China.

„Setzlinge aus eigenen Pflanzensamen vertragen das Klima besser als fremde“, sagt Moreno. Er unterstützt ihr Gedeihen mit Zugabe von Kompost im Winter sowie Langzeitdünger in Form von phosphorhaltigen Granulaten im Sommer. Kakteen bestünden zu 80 Prozent aus Wasser, so Moreno - deswegen kämen sie auch bis zu einem Jahr ohne Wasser aus. Soll ein Kaktus zu Hause jedoch zum Wachsen animiert werden, kann man ihn mit Wasser verwöhnen - ohne dass es zu Staunässe kommt. Moreno unterhält sich mit seinen Gewächsen, sie geben sich eher wortkarg - doch hinter jeder Pflanze steckt eine Geschichte: Die sukkulente Hoodia gordonii ist ein Röhrenkaktus aus der namibischen Wüste im südlichen Afrika - er gilt als Appetitzügler. Der San-Pedro-Kaktus sowie der legendäre ­„Peyote“ stehen wegen ihrer halluzinogenen Wirkung (Mescalin) auf der Verbotsliste der Pflanzen, die nicht in den Handel kommen. „Lebende Steine“ führt Moreno in vielen Farbschattierungen, die Winzlinge gehören der Gattung Lithops an. Zu den langsam wachsenden Kakteen zählt das „Greisenhaupt“. Der berühmte Cephalocereus senilis hat seinen Namen vom mexikanischen „Tal der Greisenhäupter“, wo die Pflanzen zu tausenden ihre Häupter gen Himmel recken.

Toni Moreno verkauft und verschickt Kakteen auch auf der Insel, nach Spanien und Deutschland.

Tel.: 971-64 92 80, im Internet: http:// cibercactus.webcindario.com