Silberfarbene Ballerinas, lila glitzernde Stiefeletten und mit braunen Pailletten bestickte Stilettos. Dazu passende Handtaschen, die man sich lässig unter den Arm klemmen kann. Das Schuhunternehmen Mascaró auf Menorca feiert seinen 90. Geburtstag mit einer leuchtenden, limitierten Auflage: „Celebration“.

Was als kleiner menorquinischer Handwerksbetrieb 1918 begann, ist heute zu einem internationalen Modeunternehmen gewachsen. Mit 250 Angestellten, die 2.500 Schuhe pro Tag herstellen. „Wir haben es geschafft, unser Handwerk mit der neuen Technologie zu verknüpfen und so wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Úrsula Mascaró, Chef­designerin in der von ihrem Großvater und dessen Bruder gegründeten Schuhfabrik. Zusammen mit ihrer älteren Schwester Lina, die den nationalen und internationalen Export organisiert, führt sie heute das Familienunternehmen, das 2007 über eine halbe Million Paar Schuhe verkauft hat.

Ihr Vater Jaime Mascaró (69), inzwischen Rentner, eröffnete in den 80er Jahren die erste Filiale in Barcelona. Heute gibt es 47 Mascaró-Schuhläden auf fünf Kontinenten. Jaime Mascaró hat den Familiennamen zu einer eigenen Marke gemacht. Vor und hinter dem gesamten kreativen Prozess steht seit 18 Jahren Úrsula Mascaró. „Es ist wichtig, sich über die Jahre seinen eigenen Charakter zu bewahren“, sagt die Designerin. „Wir waren nie daran interessiert, schnelles Geld zu machen.“ Deshalb habe das Unternehmen auch schwierige Zeiten gut überstanden. Die Firma sei mit den Füßen, die selbstverständlich in hübschen Schuhen steckten, auf dem Boden geblieben.

Als junge Frau wollte Mascaró zunächst nichts vom elterlichen Betrieb wissen. Sie ging nach Mailand und studierte Innenarchitektur. In Italien entdeckte sie ihr Faible für Mode. Sie blieb sechs Jahre in der norditalienischen Metropole, studierte wenig, lebte dafür ausgiebig. Ging auf jede Party, besuchte Modeschauen, tanzte in Discotheken. „Ich lernte die Mode auf der Straße kennen und begriff, was stilsicheres und gewandtes Auftreten ausmacht.“

Nach ihrem Abschluss reiste sie um die Welt, lernte Länder und deren Mode kennen. „Eigentlich gab es keinen Grund, nach Menorca zurückzukommen. Aber irgendwann war ich dann doch wieder hier.“ Menorca sei klein, aber man gewöhne sich daran, findet sie. Mascaró reist viel, besucht mit der Schwester interna­tionale Messen. „Ich bin glücklich, hier auf Menorca Mutter zu sein - und nicht in einer Großstadt.“

Ihr Handwerk hat auf den Balearen Tradition, doch um einen wirklich guten Schuh herzustellen, brauche es viel mehr als nur Handwerk. Auch Technologie allein reiche nicht aus. „Natürlich spielen Technik und Design zusammen, das eine funktioniert nicht ohne das andere“, sagt Mascaró. So muss ein Absatz korrekt berechnet sein, bricht er ab, könnte das jemandem das Genick brechen.

Den Schuh zu stylen, einzu­kleiden, wie es Úrsula Mascaró nennt, aber ist reine Fantasie - und die große Leidenschaft der Designerin. „Ich muss ihn dabei anfassen können, alle drei Dimensionen vor mir haben. Den Computer brauche ich nicht, er inspiriert mich nicht.“

Ideen für ein neues Schuhdesign holt sie sich, wie früher, auch mal auf der Straße. „Ich gehe zum Beispiel in eine Bar und sehe eine Frau, die toll angezogen ist. In Gedanken entwerfe ich einen Schuh für ihr Outfit. Daraus kann eine ganze Kollek­tion entstehen.“

Sie ist stolz, dass ihre Schuhe eine eigene Seele haben, Energie ausstrahlen. Wenn sie Menschen auf der Straße in Mascaró-Schuhen trifft, bleibt sie stehen und ist begeistert, emotional berührt. Die moderne Frau von heute ist ihrer Meinung nach superaktiv und gleichzeitig sehr weiblich, glamourös. Für diese Frau einen passenden Schuh zu entwerfen, darin liegt für sie die kreative Herausforderung. Die Sommerkollektion 2009 ist gerade fertig geworden. „Da steckt mehr Lolita drin, die Schuhe sind nicht mehr so flach“, verrät die Designerin. Ihr Wunsch: mehr Berühmtheiten einzukleiden, wie Madonna, die in Mascaró-Ballerinas um die halbe Welt lief.

Auch das von Mascaró entwickelte System flexiwedge könnte ein weltweiter Erfolg werden. Mit diesem „flexiblen Keil“ seien Schuhe mit hohem Absatz viel angenehmer zu tragen. „Er sitzt im unteren Teil vom Absatz“, erklärt Úrsula Mascaró. „In dem Punkt, auf dem das Gewicht unseres Lebens steht.“