Mallorquiner sind lebende Schattensuchmaschinen, die sich auch vom Klimawandel zumindest hitzetechnisch nicht beeindrucken lassen. Ein Mallorquiner, so sagt man, finde überall auf der Welt einen kühlen Fleck. Am liebsten natürlich auf seiner Insel. Das beweisen sie schon seit Jahrhunderten. Und obwohl sie auf einer Sonneninsel leben, um die sie ganz Nordeuropa beneidet, haben viele mit der Sonne gar nicht viel am Hut. Sie bevorzugen den Schatten und haben diverse Rezepte für einen kühlen Sommer parat.

Wer Glück hat, bewohnt eine alte Finca, deren leicht einen halben Meter dicken Wände die Räume auch im Hochsommer angenehm kühl halten. Durch die kleinen Fenster dringt kaum Sonnenschein. Und wenn, dann wird der Vorhang zugezogen oder die persiana komplett geschlossen. Überhaupt die Fensterläden: Sie sind eigentlich immer zu, die Sonne bleibt ausgesperrt, und die Menschen leben im frischen Halbdunkel. Im Freien ziehen sich besonders die älteren Insulaner während der besonders heißen Stunden gerne unter einen algorrobo zurück. Der Johannisbrotbaum gilt auf Mallorca als der Inbegriff für ein schattiges und lauschiges Plätzchen schlechthin. Früher, als es noch keine Kühlschränke gab, wurden große, mit Wasser gefüllte Tongefäße unter sein dichtes Blattwerk gestellt, um zusätzlich noch für Verdunstungskälte zu sorgen und Lebensmittel kühl aufzubewahren.

Sollte wider Erwarten kein Johannisbrotbaum für die Siesta gefunden werden, orientieren sich die Mallorquiner an einer anderen Spezies der Natur. „Da, wo ein Hund liegt“, so der Volksmund, „ist es garantiert kühl.“