Der Buckingham Palace in London hat eine, der Papst im Vatikan sowieso – und nun kann auch der Königspalast in Palma eine historische Ehrengarde vorweisen. Jeden letzten Samstag im Monat beziehen 20 in historische Uniformen gehüllte Soldaten vor und im Almudaina-Palast Stellung. Punkt 12 Uhr (im Juli und August wegen der Hitze um 19.30 Uhr) öffnet sich das schwere Haupttor des Palastes und der Trupp schreitet im Gleichschritt auf den Platz an der Kathedrale hinaus.

Am vergangenen Samstag war Premiere. Rund 500 Inselbewohner und Urlauber hatten sich schon lange vor zwölf versammelt, um der bislang einzigartigen Parade beizuwohnen. Zu Trommelwirbeln und Flötenklängen defilierten die aktiv im Militärdienst stehenden Soldaten des 47. Infanterie-Regiments Palma, unter ihnen auch zwei Frauen, an der Kathedrale vorbei, drehten im Stechschritt eine Runde und bezogen ihre Posten. Ihre Kampfuniformen hatten sie gegen Originaluniformen des 1808 gegründeten Freiwilligen-Regiments Palma eingetauscht. So traten sie ihren Wachdienst in einer blauen Uniform mit schwarzen Stiefeln und weißen Gamaschen an und mit einem auffällig geschwungenen hohen schwarz-roten Hut auf dem Kopf.

Bewaffnet waren die Soldaten mit historischen Vorderladern samt aufgepflanzten Bajonetten und ihren Säbeln. Ob sie damit Angreifer in die Flucht schlagen könnten, darf bezweifelt werden. Aber eine wirklich militärische oder sicherheitsrelevante Bedeutung hat die symbolische Veranstaltung ohnehin nicht. Sie soll die Bevölkerung an die Mitglieder jenes mallorquinischen Regimentes erinnern, das vor 200 Jahren während des spanischen Unabhängigkeitskrieges (1808 bis 1813) gegen Napoleons Truppen kämpfte und deren Erbe das 47 Infanterie-Regiment Palma seit langem pflegt.

Und so sind die Uniformen auch nicht ausschließlich für eine Ehrengarde zum Schutze des Königspalastes angeschafft worden. Im Rahmen von Militärparaden zur Verabschiedung von Kameraden, die zu friedenssichernden Einsätzen nach Bosnien Herzegowina oder in den Kosovo abkommandiert worden sind, werden sie ebenso getragen wie zur jährlichen Parade zum Tag der spanischen Streitkräfte. Für die Generalkommandantur in Palma, so ein Militärsprecher, sei es eine besondere Ehre, dass ihre Infanteristen diese Uniform trügen und damit militärische Traditionen pflegten.

Im Jahre 1808 suchte der mallorquinische Markgraf Pivot freiwillige Kämpfer, die bereit waren, auf das Festland über­zusetzen und die dortigen Truppen im Kampf gegen die französischen Besatzer zu unterstützen. Obwohl die Balearen, wie auch die Kanarischen Inseln und Cádiz nicht unter der französischen Vorherrschaft zu leiden hatten, fanden sich einige kampfbereite Mallorquiner. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Bevölkerung nicht gut auf die Franzosen zu sprechen war. Kampfhandlungen gab es auf der Insel zwar nicht, doch vor allem zu Beginn des Krieges und zu Kriegsende kam es zu zahlreichen Ausschreitungen. Unterschiede zwischen französischen Revolutionsflüchtlingen und Bonapartisten wurden dabei nicht gemacht.

Und so fanden sich genügend Kampfeswillige, um auch noch andere Regimenter, Jäger und sogar Reiter in den Krieg zu schicken. Die mallorquinischen Freiwilligen sollen sich im Kampf gegen Napoleons Truppen schnell bewährt haben, heißt es in der offiziellen Militärgeschichte. Dank ihrer Tapferkeit und den hohen Verlusten, die sie dem Feind zufügten, seien sie auch von den Engländern hoch geschätzt worden, die ebenfalls Spanien zu Hilfe geeilt waren. Vor allem im Kampf Mann gegen Mann hätten sie sich gut geschlagen. Auch deswegen ist dem Freiwilligen-Regiment im Militärmuseum in der Festung San Carlos an Palmas Dique del Oeste (Porto Pí) ein ganzer Saal gewidmet.