Heimatverbundener als Heino, im Country verwurzelter als Truckstop und bei Alt und Jung beliebter als Reinhard Mey: Alle Vergleiche zwischen deutschen Musikern und dem mallorquinischen Sänger Tomeu Penya hinken. Der Liedermacher und Sänger wurde trotz Cowboyhut und Westerngitarre zum Symbol für das ländliche Mallorca. Bei der Jugend genießt er mittlerweile Kultstatus. Nicht nur, weil er zur ­Westernmusik komplexfrei auf Mallorquinisch singt, sondern wohl vor allem, weil er den Zeitgeist der Insel widerzuspiegeln scheint: groß geworden im Tourismus-Boom, vernarrt in die Schönheit der Insel, irgendwie beun­ruhigt durch die Landschaftsverschandelung, hart im Nehmen wie die Bauern auf ihren Feldern, damals.

Ein Besuch in Tomeu Penyas Wohn- und ­Geburtsort ­Vilafranca lässt einen diese ­Beliebtheit spüren. Wer das unter Mallorquinern für die süßen Melonen bekannte Dorf mit dem Bus erreicht, steigt am Tomeu-Penya-Platz aus. Der Country-Musiker holt seine Gäste dort persönlich ab und fährt sie die 500 Meter bis zu seinem bescheidenen Häuschen mit Wintergarten Marke Eigenbau. In den schmalen Gassen bleibt sein Seat ein gutes Dutzend Mal stehen. Alle kennen ihn hier, grüßen ihn stolz. Und Tomeu Penya grüßt mindestens ebenso stolz zurück.

Die Mallorquiner lieben den 59-Jährigen, seit seine erste Platte auf dem heimischen Musikmarkt vor 25 Jahren wie eine Bombe einschlug. „Es gab damals zu Beginn der 80er Jahre eine neue Bewegung, sich wieder auf die eigenen Wurzeln zu besinnen, auch sprachlich“, erzählt Penya. „Ich hatte das Glück, genau in diese neue Welle reinzupassen“, sagt er.

Eine Welle, auf der er seit 25 Jahren reitet. Mit stetigem Erfolg. Dabei musste er sich nicht selten die Kritik derjenigen anhören, die er „Puristen“ nennt. Schließlich spielt er keine Folklore. Seine musikalischen Vorbilder fand er in der US-amerikanischen Country- und später in der Rockmusik. Penya sang allerdings auf Mallorquinisch, mischte folkloristische Elemente in die Lieder und besang die Schönheit der Insel und der Liebe. „Ich will, dass die Menschen meine Konzerte genießen. Jeder Einzelne hat doch schon genug Probleme, da will ich sie nicht noch mit meinen eigenen schweren Gedanken vergraulen“, sagt er.

Penya will kein Intellektueller sein. „Dabei bin ich ein guter ­Leser“, sagt er und zeigt auf das Bücherregal voller Kriminalromane. „Von Agatha Christie habe ich alle“, sagt er zufrieden und fügt hinzu: „Bücher, die einem den Kopf verdrehen, brauche ich nicht.“ Stattdessen baut er in seinem Garten lieber Kartoffeln an oder kümmert sich um seine zwei Hunde und ein ganzes Heer an zwitschernden Wellen­sittichen. Hart arbeiten und seine Sache gut machen, das ist Tomeu Penyas Devise. „Wenn man Hotels baut, sollte man sie gut bauen und nicht so, dass sie gleich wieder zusammenfallen und die Landschaft verschandeln“, sagt er.

Und wer Musik macht, sollte es auch gelernt haben. „Heute gibt es kaum Musiker, die von ihrem Handwerk leben können, weil irgendwelche Halbstarken hinter einer Musikmaschine ihre Lippen bewegen und sich zu einem Spottpreis verkaufen“, sagt er wütend. Ohne die Francozeit zu glorifizieren, erinnert er daran, dass er damals einen Musiker-Ausweis brauchte, um sich als jugendlicher Rockmusiker sein Taschengeld auf den Terrassen der Hotels zu verdienen. „Wer öffentlich auftrat, musste vorher eine Prüfung absolvieren.“

Wind, Liebe, Sonne und Meer

Seine treuesten Fans haben inzwischen 22 Alben des Insel-Country- Sängers im Regal stehen: 250 Lieder über Wind, Liebe, Sonne und Meer. Und trotzdem wird sein Publikum nicht alt. Die bärtigen Anhänger von damals bringen inzwischen ihre Enkel zum Konzert mit. „Es ist nicht selten, dass eine Familie aus drei Generationen zu Penyas Konzerten kommt“, erzählt Miquel Àngel Sancho von seinem Plattenlabel „Blau Discmedi“.

Und wer die heutige Jugend in Vilafranca fragt, warum ihr Platz nach einem Country-Sänger benannt ist, bekommt meist eine Antwort: „Tomeu Penya ist einfach ein Mythos“, schwärmt zum Beispiel der 17-jährige Toni Monserrat, der selber E-Gitarre in einer Hard-Rockband spielt. Während es auf der Insel überwiegend die Dörfler sind, die in Penya ihren Helden gefunden haben, gilt er längst auch in Barcelona als Phänomen. „Dort ist es interessanterweise eine intellektuelle Schicht, die für das einfache mediterrane Lebensgefühl schwärmt, das Penya in seinen Liedern vermittelt“, meint Sancho. Das Album „Una aclucada d´ull“ (1994) habe sich allein in Katalonien rund 50.000 Mal verkauft.

Penya selbst bleibt am liebsten in seinem beschaulichen Vilafranca. Seine Beliebtheit auf der Insel rührt wohl gerade von dieser engen Heimatgebundenheit her: Er zieht sein Melonen-Dorf jeder Millionen-Metropole vor und bleibt dabei bescheiden: „Wenn ich noch ein Ziel habe im Leben, dann ist es, noch ein paar Jahre so weiterleben zu dürfen - musikalisch und privat.“