Mit einem satten Blubbern setzt sich die knapp neun Meter lange Mischung aus Schlauchboot und Festrumpfschiff (Rib) in Bewegung. Noch ist es zu früh, den Gashebel durchzudrücken. Erst als Miguel, der heute das Kommando an Bord führt, die Hafenausfahrt von Colònia de Sant Jordi passiert hat, lässt sich erahnen, welche Power die beiden jeweils 250 PS starken Suzuki-Motoren entfalten können. Aber bevor die Ohren durch den Luftwiderstand angelegt werden, geht es zuerst zur Leuchtturmklippe, von deren Rand aus Miguels Kollege Pedro ein Erinnerungsfoto schießt, das unmittelbar nach der Rückkehr erworben werden kann.

Pedro und Miguel arbeiten für die Firma Marcabrera, die seit kurzem Rundfahrten um Ca-brera im Schnellboot anbietet. ?Wir wollen ganz bewusst keine Ganztagestouren durchführen. Wir wollen, dass die Leute zwei Stunden Spaß und Abenteuer haben und den restlichen Tag nach eigenen Wünschen gestalten können", erklärt Firmenchef Tomàs Serra seine Geschäftsidee. ?Unser Boot ist so schnell, dass die Passagiere nicht einmal Zeit haben, seekrank zu werden", scherzt der 36-Jährige und verweist, nicht ohne Schadenfreude, auf die langsame Konkurrenz.

Miguel gibt Gas, und das Speedboot fliegt fast über das Meer. Theoretisch sind 60 Knoten (etwa 110 Stundenkilometer) drin, heute geht´s nur mit halber Kraft voran, ein Kind hat Angst bekommen. So wird erst 14 Minuten später das 1991 zum Nationalpark erklärte Cabrera-Archipel erreicht. Etwa eine Stunde geht es an bizarren Felswänden entlang, an Einbuchtungen und Leuchttürmen vorbei, bis der einzige Hafen der Inselgruppe erreicht ist.

Oben thront die alte Burg, unten dümpeln einige Yachten, die per Sondergenehmigung die Bucht ansteuern durften. Eigentlich hätte man bis dahin auch viele Informationen (auch auf Deutsch) bekommen, wenn Miguel nicht vergessen hätte, die Kopfhörer und Abspielgeräte auszuteilen. Vielleicht hatte er einfach nur Angst, dass diese beim traumhaften Badestopp in der spektakulären Blauen Grotte Schaden nehmen könnten. Den Passagieren hat dies die Laune keineswegs verdorben. ?Super Ausflug", so der Tenor.