Solch einen komischen Fisch hat die mallorquinische Unterwasserwelt bislang noch nie gesehen. Halb Taucher, halb Schwimmer und deutlich schneller als beide zusammen. Speeddiver heißt das neueste Wassersportvergnügen auf der Insel. Und es kommt ausnahmsweise nicht aus Amerika. Im Gegenteil. Im Herbst wird das unweit von Palma entwickelte und derzeitig dort noch von Hand gefertigte Board nach Florida geschickt, um von da aus den amerikanischen Markt zu erobern.

„Ich ziehe dich jetzt hinter dem Boot her. Wenn du abtauchen willst, musst du nur das Brett leicht nach unten stellen. Zum Auftauchen winkelst du es in die andere Richtung an", so die kurze Einweisung des Speeddiver-Entwicklers Gordian Gasch (45). Das klingt einfach, und ist es auch.

Gordian gibt Gas, und sein mit fünf PS motorisiertes Schlauchboot setzt sich gemächlich in Bewegung. Brille und Schnorchel sitzen perfekt am Kopf, das 30 Meter lange Seil, das das Brett mit dem Boot verbindet, strafft sich, und ab geht die Fahrt.

Noch schiebt das 1,20 Meter breite und etwa 30 Zentimeter tiefe Board aus Glasfaser eine fette Bugwelle vor sich her. Dann - bei einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Stundenkilometern - tief Luft holen und mit beiden Händen das Brett leicht nach unten stellen. Eigene Kraft ist kaum erforderlich Der Wasserdruck und der Zug des Seiles sorgen für eine Tauchfahrt, die ihresgleichen sucht.

Zwei Meter, drei Meter, dann klingeln leicht die Ohren und die Luft wird knapp. Richtungswechsel und Luft schnappen. Schon nach dem dritten Tauchgang sind alle erforderlichen Bewegungen in Fleisch und Blut übergegangen und die Tiefe lockt.

Einhändig geht es über ein Seegrasfeld hinweg. Die andere Hand hält für den Druckausgleich die Nase zu. Zweiter Druckausgleich bei acht Metern. Kleine Fischschwärmchen werden überholt, eine kleine Drehung auf den Rücken. Das Wasser ist kristallklar, ganz oben brechen sich die Sonnenstrahlen im Türkis des Meeres. Selbst für Flaschentaucher ein einzigartiges Erlebnis. Eine Flasche? Da war doch was. Die Luft wird schon wieder verdammt knapp. Brett scharf anwickeln und nichts wie hoch. Die Manövrierfähigkeit des in seiner Form an einen Rochen erinnernden Boards ist genial. So genial wie die Idee als solche.

Ein Jahr war der deutsche Mallorca-Resident Gordian Gasch mit der Entwicklung beschäftigt. Nun bietet er zusammen mit seinem Partner Arne Timm Speeddiver-Ausflüge an, um anhand der gewonnen Erfahrungen die Prototypen zu

Serienreife zu entwickeln. Für 50 Euro gibt es eine halbe Stunde Unterwasserwelt der ganz besonderen Art. Für 599 Euro darf man die Einzelanfertigung gleich behalten. „Wir testen das Board natürlich auch sehr oft selbst. Dann fahren wir an die Steilküste und ziehen uns sozusagen gegenseitig runter", flachst Gordian.

Mehr Infos gibt es unter www.speeddiver.com.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Viel Wind um vier Brüder

- Kühle Angelegenheit: Hinter den Kulissen einer Eiswürfelfabrik

- Ganz entspannt am Strand