Tanzen ist Lebensfreude, pure Energie. Als das Trommelfeuer beginnt, lässt Helwa die Metallplättchen an ihrem Kleid tanzen, immer schneller und schneller. Ihr erdbeerroter Mund ist leicht geöffnet, die Augen leuchten. „Es gibt viele Tage, an denen ich bis 22 Uhr arbeite“, sagt die Bauchtanzlehrerin aus Rio de Janeiro. Ein feiner Schweißfilm bedeckt ihr Gesicht. „Beim Tanzen entspanne ich, Bauchtanz ist mein Lebenssaft.“

Und das meint Helwa Viviane, die alle mit ihrem Künstlernamen Helwa ansprechen, wörtlich. „Im Bauch der Frau beginnt das neue Leben, hier liegt die Macht“, sagt die 44-Jährige und guckt plötzlich sehr ernst. „Es gibt immer noch Länder, in denen Frauen unterdrückt werden. Der Bauchtanz betont die weibliche Seite in unserer Welt. Und die ist genauso wichtig und stark wie die männliche.“ Vor 20 Jahren hat Helwa mit der Ausbildung im orientalischen Tanz, wie der ägyptische Solotanz richtig heißt, begonnen - in Brasilien. Unterrichtet wurde sie von arabischen und türkischen Lehrerinnen. „Mein Glück“, sagt Helwa, „denn in den Bauchtanz fließen viele verschiedene Kulturen ein, türkische, ägyptische und aus dem Balkan.“

Ihre größtes Vorbild ist die türkische Bauchtanzlehrerin Princesa Saray, die in Palma lebt. „Ich bin früher regelmäßig nach Mallorca geflogen, um bei Saray Unterricht zu nehmen“, erzählt Helwa. Bei der Gelegenheit verliebte sie sich in einen Mallorquiner und blieb. Das ist jetzt zwölf Jahre her. 2003 gründete sie Palmas erste Bauchtanzschule, die Academia Helwa.

Zurzeit sind 450 Schülerinnen in der Academia eingeschrieben, spanische, deutsche, koreanische und arabische Frauen zwischen sechs und 64 Jahren. Sie kommen im Durchschnitt zweimal pro Woche (acht Stunden in der Gruppe kosten 44 Euro). „Nach sechs Monaten Unterricht kann man eine Vier-Minuten-Formation tanzen. Nach einem Jahr sieht man Erfolge“, so Helwa.

In der ersten Stunde beginnt die neue Klasse damit, den Oberkörper aufzurichten und die Schultern zurückzunehmen. „Das hebt die Brust und automatisch auch das Selbstbewusstsein.“ Die Bewegungen im orientalischen Tanz haben für Helwa viel mit Geometrie zu tun: Sie bewegt ihre Hüfte ruckartig nach rechts, dann nach links, nach vorne und nach hinten. Danach verbindet sie alle vier Punkte zu einer kreisenden Bewegung.

Zu oft wird Bauchtanz noch mit erotischer Verführung gleichgesetzt, moniert die Brasilianerin. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Tänzerinnen mit der Hüfte wackeln. Auch Bauch, Gesäß und Arme, die Beine, Hände, Füße, Schultern und der Kopf folgen einer festgelegten Choreografie. Somit ist Bauchtanz ein sanftes Training für den ganzen Körper. „Der Bauch wird beim Tanzen steinhart und die Waden auch, da man sehr viel auf den Zehenspitzen tanzt.“

Wer die Grundbewegungen beherrscht, beginnt den Shimmy zu üben - das rhythmische, isolierte Zittern der Hüften und anderer Körperteile ist das wichtigste Element im Bauchtanz. Später kann man verschiedene Accessoires wie Schleier, Säbel, Stöcke und Kerzentabletts in den Tanz einbeziehen.

In der Academia werden auch Trommelkurse angeboten, von Helwa und von internationalen Gastlehrern. „Die Energie beim Tanzen kommt über den Rhythmus“, sagt Helwa und ihre Augen beginnen wieder zu leuchten. „Wenn du das Schlagen der Trommeln hörst, bewegst du dich automatisch, wie ferngesteuert beginnt dein Körper zu beben.“

Academia Helwa

C/. Padre Francisco Molina, 34 A, Palma, Tel.: 971-29 24 51

Infos und Kurszeiten unter www.academiahelwa.com