Von Frank Feldmeier

Der Name Alemany ist auf Mallorca schon seit Jahrhunderten im Umlauf. Er hatte die Insel erreicht, lange bevor Bundesbürger ihren Fuß auf sie setzten, sagt Gabriel Bibiloni. Der Sprachenforscher von der Balearen-Universität (UIB) kennt den Ursprung der typisch mallorquinischen Namen, ihre Bedeutung und Entwicklung. Und bei der Spurensuche finden sich auch deutsche Ursprünge, die mit der massiven Zuwanderung im 20. Jahrhundert nichts zu tun haben.

So trägt Mallorcas Inselratspräsidentin Francina Armengol germanische Götter im Nachnamen. „Armengol kommt von Ermingaud, was sich aus den Namen der Gottheiten Ermin und Gaut zusammensetzt", erklärt Bibiloni. Gaut wird als Beiname Odins interpretiert, der Stammvater verschiedener germanischer Gotteshäuser war, Ermin wiederum hieß der teutonische Gott des Krieges. Der Inselratspräsidentin könnte gefallen, das irmin im Germanischen „gewaltig, groß, mächtig" bedeutete. Und auch der balearische Umweltminister Miquel Grimalt hat deutsche Wurzeln im Namen: Sein Name stammt von Grimoald ab. So hieß etwa ein Sohn von Pippin dem Älteren, Stammvater des späteren Herrschergeschlechts der Karolinger.

Die meisten mallorquinischen Nachnamen stammen eindeutig aus Katalonien. Nachdem Jaume I. im Jahr 1229 Mallorca erobert und die Insel ins Königreich von Aragonien eingegliedert hatte, besiedelten die Katalanen die Insel. Von der arabischen Besatzung dagegen blieben nur wenige Spuren, etwa im Namen von Palmas ehemaliger Tourismusdezernentin, Francisca Bennàssar. „Die wenigen Überlebenden der ursprünglichen Bevölkerung konvertierten zum Christentum und nahmen katalanische Namen an", sagt Bibiloni.

Zum Teil ist sogar der geographische Ursprung zu erkennen: Die früheren balearischen Ministerpräsidenten Gabriel Cañellas und Jaume Matas wie auch die derzeitige Vorsitzende der Volkspartei auf den Inseln, Rosa Estaràs, heißen mit Nachnamen genauso wie Orte in Katalonien. Vertreten sind zudem katalanische Berufsbezeichnungen - vom Schmied (Ferrer) und dem Tischler (Fuster) über den Schankwirt (Taverner) bis hin zum Armbrustschützen (Ballester). Nachnamen wie Blanc, Ros, Petit gehen auf Personenbeschreibungen zurück: Der Bleiche, der Blonde, der Kleine. Balearen-Premier Francesc Antich heißt eigentlich „der Alte", Parlamentspräsidentin Maria Antònia Munar „die Mühle". Rufnamen wurden zudem zu Nachnamen umfunktioniert.

Dass fast alle Mallorquiner Joan, Jaume, Miquel, Josep, Rafel oder Antoni zu heißen scheinen und ihre Frauen Catalina, Margalida, Magdalena, Maria oder Antònia, hat laut Bibiloni eine einfache Erklärung. Der Erstgeborene erhielt in früheren Zeiten den Namen des Großvaters väterlicherseits, der zweite den Namen des Großvaters mütterlicherseits, der dritte den Namen des Vaters, der vierte des Onkels - eine eiserne Regel.

Zwischenzeitlich waren die mallorquinischen Namen untersagt, allerdings nicht erst unter dem zentralistischen Franco-Regime: Das Verbot geht zurück auf die Einführung des Standesamts im Jahr 1870.

Bleibt die Frage, wie der Name Alemany (deutsch) seinen Weg auf die Insel fand. „Es waren keine Deutschen, die direkt nach Mallorca kamen", stellt Bibiloni klar. Der Name, den auch die zweite Bürgermeisterin von Andratx trägt, sei bereits im 10. Jahrhundert in Katalonien verbrieft. Der Historiker Wolfgang Wetzel hat weitere Spuren gefunden: Demnach tauchten die Alemanys in Katalonien auf, als sich das Reich Karls des Großen bis in die Vororte Barcelonas ausdehnte: „Sie bildeten jene Schar von Kriegern, die das Grenzland - Spanische Mark genannt - zwischen dem christlichen Abendland und der islamischen Welt verteidigten." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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