Einer Erscheinung ist der Bau der Ermita de Santa Maria in Pollença zu verdanken, und eine Erscheinung ist die bereits im Jahre 1348 gebaute imposante Anlage auch heute noch. Die Kapelle liegt gut geschützt hinter dicken Mauern, die mehr an eine Burg als an ein Kloster erinnern. Nicht nur wegen des Wachturms, von dem aus die Mönche Piraten und andere Plünderer schon von Weitem sichteten, um sich schnell in Sicherheit zu bringen. Ordensbrüder und -schwestern leben in dem Kloster seit 1998 keine mehr. Bei den Pilgern, die seitdem den 333 Meter hohen Puig de Santa Maria erklimmen, handelt es sich durchweg um Ausflügler.

Jetzt im Sommer verirren sich nur noch wenige hierhin, denn mit dem Wagen kann nicht direkt vorgefahren werden. Nach etwa zwei Dritteln des Anstiegs endet das schmale, steile Sträßchen mit den superengen Serpentinen. Parken ist schwierig. Mehr als fünf Autos finden bei der Wendeplatte keinen Platz. Von dort führt ein mit Wackersteinen gepflasterter holpriger Weg die letzten 15 Minuten hinauf.

Ein Forstarbeiter des balea­rischen Umweltministeriums hat gerade eine seiner Pflichtrunden gedreht und nach verdächtigen Rauchsäulen Ausschau gehalten. Die Lage ist prädestiniert für die Früherkennung von Waldbränden. An klaren Tagen reicht von hier oben aus der Blick über die Buchten von Pollença und Alcúdia hinweg bis zu den Bergen von Artà. Auch die Gipfel vom Kap Formentor mit ihrer an eine EKG-Kurve erinnernden Silhouette können gut eingesehen werden. Im Norden glänzt die Tramuntana unter der gleißenden Sonne. Es scheint, als käme auch sie ins Schwitzen. Mehr als der Schornstein des Heizkraftwerkes in der Ferne raucht heute zum Glück nicht.

Ein braun getigerter Kater döst im Schatten eines Türrahmens. Grillen zirpen ihr nicht enden wollendes Lied. Ziegen grasen neben dem ausgestorbenen Picknickplatz. An Grillpartys ist aufgrund der hohen Waldbrandgefahr bis Oktober jedoch nicht zu denken.

Verhungern und verdursten muss deshalb niemand. Das ehemalige Kloster ist bewirtschaftet und bietet eine sonnige Terrasse und einen kühlen, schlichten Gastraum innen. Angesichts dessen, dass alle Lebensmittel und Getränke mühevoll mit einem Quad und einer Lastenraupe nach oben gekarrt werden müssen, sind die Preise äußerst moderat und die Speisekarte vielfältig.

Wer nicht nur eine Stippvisite machen möchte, kann sich in die spartanischen Klosterzellen einmieten. Ein schlichtes Doppelzimmer gibt es für 22 Euro.

Selbstverpfleger kochen in der Gemeinschaftsküche. Das kommt momentan aber kaum vor, so dass der große Speisesaal fast nicht zum Essen benutzt wird.

Wenn niemand da ist, dient er Siegried Ascherl als Atelier. Die aus München stammende Künstlerin hat sich bereits vor drei Monaten auf dem Puig de Santa Maria eingemietet. Um zu arbeiten und um in sich zu gehen. In ihren Bildern verarbeitet sie verrostete Metallstücke und andere Übrigbleibsel der tiefer liegenden Wegwerfgesellschaft. „Ich bin so eine Art Straßenreinigerin von Pollença“, sagt sie. Das Kloster hat es der 48-Jährigen angetan. „Es ist ein fantastischer Aussichtspunkt und ein Ort der Beschaulichkeit und Ruhe, schade, dass ich in einigen Tagen zurück muss.“ Für April 2010 hat sie bereits erneut gebucht. Dann will sie gleich vier Monate bleiben.

Info

Der Klosterberg Puig de Santa Maria befindet sich rechts an der Straße Pollença-Port de Pollença.

Ein befahrbarer und ausgeschilderter Weg führt bis fast hinauf. Parken sehr schwierig.

Klosterzellen können unter Tel.: 971- 18 41 32 reserviert werden.

Ein Doppelzimmer kostet 22 Euro pro Nacht.

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