Eine etwa 50 Zentimeter lange, eng gemusterte Wasserschlange bewegt sich im Zeitlupen­tempo auf dem Grund des Teiches und versucht, sich unter den schwimmenden Seerosen-Blättern den Kaulquappen zu nähern. Aber ganz so ahnungslos, wie sie scheinen, sind die künftigen Frösche nicht. Panisch huschen sie auseinander, um es dem gefährlichen Feind nicht allzu leicht zu machen. Verhungern wird die Schlange trotzdem nicht, der Teich ist ziemlich klein. Die natürliche Nahrungskette wird auch in einem Klostergarten nicht unterbrochen werden.

Noch mehr als durch ihre Fauna besticht die gepflegte Anlage am Kloster Lluc aber durch ihre Pflanzenwelt. Das gärtnerische Kleinod ist 1956 von den Mönchen angelegt worden, um einen Ort der Ruhe und Meditation zu schaffen. Da es in jener Zeit keinen anderen ­botanischen Garten auf der Insel gab, nutzten damals nicht nur Urlauber, sondern auch Studenten die Anlage, um sich über die endemische Pflanzenvielfalt der Insel zu informieren. 1980 bauten die Mönche den Garten weiter aus.

Seitdem schlängeln sich kleine Wege durch ein mediterranes Wäldchen und einen medizinischen Kräutergarten hindurch sowie an zahlreichen Nutz- und Zierpflanzenarten vorbei. Auf die lateinischen Bezeichnungen der Arten wird mit Schildern oder beschrifteten alten Dachpfannen hingewiesen. Überhaupt haben die Mönche ein Faible dafür, ausrangierte Gegenstände in ihren Naturpark zu integrieren. Schlingpflanzen ergreifen von alten Maschinen Besitz, übereinandergestapelte Heizkörper dienen als Blumentreppe, Paravents aus rostigen Metallstücken trennen einzelne Gartenbereiche ab.

Selbst im Hochsommer lassen sich die Temperaturen in dem rund 500 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Park gut ertragen. Wasser plätschert aus Brunnen, und selbst gebaute Bänke aus zersägten Bäumen laden immer wieder zu einem Päuschen ein.

Der Eintritt ist frei, ein vorheriger Klosterbesuch nicht obligatorisch. Aber eine kleine Spende ist natürlich gern gesehen, denn vom Glauben allein kann die Anlage nicht erhalten werden. Im Prinzip kann der komplette Garten in etwa 20 Minuten im Schnelldurchgang besichtigt werden. Ob man dann allerdings auch die Schlange entdeckt, sei dahingestellt.

Anfahrt:

Die Anfahrt nach Lluc ist ab Pollença, Inca und Sóller ausgeschildert. Vor dem Hauptportal des Klosters stehend, rechts dem Weg folgen. Der Klostergarten ist zwischen April und Oktober Montag bis Samstag von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Das übrige Jahr von 10.00 bis 17.00 Uhr. Sonntag ist Ruhetag. Der Eintritt ist frei.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Der Sommer-Reporter: Endlich mal wieder Tourist sein

- Platschnass: Mallorcas schönster Pool

- Auf dem Trockenen: Grüne Oase mit witzigen Skulpturen

-Kindermenü: Die Brandungsgänger

- Nachtschwärmer: Auf den Zeltkonzerten in Sencelles