Wenn man nicht aufpasst, übersieht man glatt das kleine Eisenschild mit der Aufschrift „Artesanía Textil Bujosa“. Denn wer hätte schon gedacht, dass eine der bekanntesten Textilmanufakturen Mallorcas in einem ganz normalen Dorfhaus an der Hauptstraße von Santa María del Camí untergebracht ist? Die Familie Bujosa stellt hier in Handarbeit seit 60 Jahren Stoffe mit dem bekannten Flammenmuster her. Es ist typisch für die Insel - auch wenn die Wurzeln bis in den Orient reichen.

Hinter einer schmalen Holztür liegt das 1949 gegründete Stoff-Reich von Guillermo Bujosa, das inzwischen von seinem Sohn und seinen Enkeln Marivel und Guillermo geführt wird. Durch einen Verkaufsladen mit Stoffballen, Tischdecken und Kissenhüllen betritt man einen verwinkelten Innenhof, wo Enkel Guillermo gerade das Garn einfärbt. „Heute ist Blau dran.“ Er steht mit Handschuhen bewaffnet vor einem ovalen Bottich und rührt mit einer Stange in der dunklen, blubbernden Flüssigkeit. „Um die traditionellen Ornamente auf den Stoffen herzustellen, dürfen nur bestimmte Teile der Fäden eingefärbt werden“, erklärt Guillermo. Dazu umwickelt er die Fäden in bestimmten Abständen mit wasserundurchlässigem Papier, bevor er einen 15 Kilogramm schweren Garnstrang in den Farbtopf taucht. „Ja, das Verfahren ist schon ein wenig aufwendig. Aber wir möchten die handwerklich hergestellten Stoffe Mallorcas am Leben erhalten.“ Seit Jahrzehnten schmücken sie die typischen Häuser der Insel als Gardinen, Tischdecken oder Bettüberwürfe. „Und noch immer besteht rege Nachfrage.“

Im Familienbetrieb gibt‘s nur zwei Angestellte, deswegen färbt Guillermo Bujosa das Garn auch selbst. In der Werkstatt nebenan stehen fünf über 100 Jahre alte, völlig verstaubte Webstühle, die im selben Rhythmus rattern. Sie sind mit einem einzigen Keilriemen verbunden, der unter der Decke entlangführt und von einem kleinen Dieselmotor angetrieben wird. Das unermüdlich knatternde Geräusch erduldet Araceli nun schon seit 13 Jahren. Jeder Handgriff sitzt bei der Weberin aus Santa Maria del Camí. „Nach dem Färben werden die Kettfäden nach einer Vorlage auf den Webrahmen gespannt. Diese längs verlaufenden Fäden bilden später das Muster“, erklärt sie. „Die Querfäden sind einfarbig.“

Die fein gezackten Farbüber- gänge, die durch ein leichtes Verziehen der Fäden beim Aufbringen auf den Webstuhl oder beim Weben entstehen, sind gewollt und typisch für diese Art von Ikat-Weberei. Dennoch hält Araceli den Webstuhl immer mal wieder an, um ein Stück des farbigen Fadens herauszuschneiden und stattdessen ein Stück weißen Faden einzuknoten. „Das ist eben echtes Kunsthandwerk“, sagt sie in die Stille hinein, bevor ihr eine Sekunde später das Hämmern das Wort abschneidet.

Produziert wird bei Bujosa auf Vorrat und auf Bestellung. Es gibt zwei- und mehrfarbige Stoffe, die einfache Variante ist ein Baumwoll-Leinen-Gemisch (ab 15 Euro/Meter), die feinere Ausführung kombiniert Seide und Leinen (ab 27 Euro/Meter). Im Geschäft kann man auch Taschen, Tischläufer, Kissenbezüge, Tischsets und Lampenschirme mit dem typischen Zungenmuster erstehen.

Infos

Artesanía Textil Bujosa, geöffnet Mo - Fr 9 - 13 Uhr und 15.30 - 20 Uhr.

Die Werkstatt kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden.

B. Santa Eugenia, 53, Santa Maria del Camí,

Tel.: 971-62 00 54,

www.bujosatextil.com